Vietnam 2017 – Höhle, Höhle, Höhle – Tag eins – Sandras Perspektive, Teil zwei


Ich hatte keine Vorstellung davon, wie man sich fühlt, wenn man – endlich – eine so große und berühmte Höhle erreicht und das erste Mal eintaucht in diese ganz besondere Atmosphäre. Die Hang En betritt man durch einen breiten Spalt, den der Fluss in den Kalkstein gewaschen hat. 


Zuvor hatten wir unsere Helme aufgesetzt, die Kopflampen eingeschaltet und Handschuhe angezogen. Zugegeben, wir sahen aus wie die Zweitbesetzung der Village People, aber was tut man nicht alles für ein Abenteuer.


Schon das erste Mal in der Dunkelheit, nur beleuchtet durch die Kopflampen, durch knietiefes Wasser zu waten war ein bißchen aufregend, denn der Sound ist in der Höhle natürlich völlig anders, alles hallt, jedes Platschen erscheint einem extrem laut und man kann durch die Reflektionen schlecht orten, woher die Geräusche kommen. 


Dann ging es bergauf über massiges Geröll, überzuckert mit feinem weissen Sand, der im Schein der Lampen fast blendet.Nach dieser (kleinen) Hürde öffnet sich der Blick erstmals auf die eigentliche riesige Höhle und das war wirklich atemberaubend! 


Ich hatte vor unserer Reise viele Fotos gesehen von dem kleinen Zeltdorf am See mitten in der Höhle, aber jetzt hier oben zu stehen, das Ziel vor Augen, müde, kaputt und auch in bisschen stolz, es bis hierher geschafft zu haben, war schon ein ganz besonderes Gefühl. Der eigentliche Abstieg hat uns dann aber nochmal Einiges abgefordert, denn es ging über feuchtes glitschiges Geröll mit der ein oder anderen Felsspalte in der man sich nicht den Fuß verdrehen wollte.  Anschließend über einen Steg, so breit wie in kräftiges Brett und dann war man DA, in diesem kleinen, irgendwie unwirklichen Camp.


Das Licht am späten Nachmittag, das noch durch die große obere Öffnung in die Höhle schien, war fahl, es dämmerte bereits, ausserdem war der Himmel draussen grau. Dieses diffuse Licht, dazu das Gezwitscher von Vögeln, die hoch oben in der Höhle ihre Nester bauen und das Pfeiffen und Flattern der Fledermäuse, gaben der ganzen Szenerie diese unwirkliche Atmosphäre.



Aber wir hatten nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn erstmal gab es die Einweisung in die Campregeln. Uns wurde das Toilettenzelt samt Bioklo vorgestellt (Klingt viel schlimmer als es ist: ein komfortabler Donnerbalken mit Tolettensitz, darunter ein großer roter Eimer, eine Plastiktüte mit Toilettenpapier und ein ebenso großer Eimer an der Seite voller Reisschalen und einer groben Schaufel, mit der „das Erledigte“ bestreut wurde – also in etwa ein Katzenklo für Menschen- ohne jeden unangenehmen Geruch und wirklich „angenehm“), das Umziehzelt, die Wäscheleine für unsere ganzen nassen versandeten Klamotten (die auch am nächsten Tag kaum trockener waren) und das Essenszelt, wo ihr uns alle zu Kaffee oder Tee versammelten.


Nach einer kurzen Pause und etwas Stärkung gings dann sofort weiter zur Höhlenerkundung, diesmal um den anderen Ausgang der Hang En zu besichtigen. Also nochmal Helme auf, Lampen an und wieder durch den Flusslauf, diesmal in die andere Richtung tiefer hinein in die Höhle. Anschließend wieder Geröll hochkrabbeln und schon wieder staunen. Es ist merkwürdig, man fühlt sich einerseits sooooo klein und andererseits ist es ein so erhabenes Gefühl auf diesen Felsen zu stehen und aus der Höhle herauszuschauen. Schade dass man das in Bildern nur sehr begrenzt vermitteln kann.
Zurück im Camp war dann wirklich Feierabend und – ganz ehrlich – den hatten wir auch dringend nötig! Ich und Christoph vielleicht sogar mehr als andere. Wir waren eben die Ältesten. Vor dem Abendessen sind einige noch im Höhlensee baden gegangen, auch Christoph. Ich hab es nur bis zum Bauchnabel geschafft, dann war es mir einfach zu kalt und von Nässe und kaltem Wasser hatte ich an diesem Tag wirklich genug. In gemütlicher Runde wurde anschliessend gegessen. Eine große Auswahl unterschiedlichster vietnamesischer Speisen hat uns zumindest ein paar Lebensgeister wieder zurückgebracht. Zur guten Laune beigetragen hat ausserdem Thaos „Happy Water“ aus der PET-Flasche – ein hochprozentiger, vermutlich selbstgebrannter Reisschnaps, der fröhlich die Runde machte und eine Flasche Wein, die Christopher, der Kanadier am Abend geschenkt bekommen hatte, weil er nämlich, was niemand außer den Guides wußte, Geburtstag hatte.


Und während eine kleine fröhliche Gruppe noch lange am Abend zusammensaß, sind wir beide gegen acht (ACHT!!!!! WIR!!!!) ins Bett gekrabbelt und haben sehr schnell geschlafen. Ich sogar ohne Unterbrechung bis morgens um sieben 🙂

Hinterlasse einen Kommentar