Uganda 2018 – Once in a lifetime…..

Heute ist DER Tag, an dem wir live und lebendig Gorillas aus nächster Nähe sehen sollen. Dazu finden wir uns um kurz vor acht Uhr morgens im Besucherzentrum des Bwindi-Nationalparks ein. Angemeldet sind wir dort schon seit September, aber bevor es losgeht, werden die Pässe überprüft und es gibt ein Briefing.

Wieder gelten die gleichen Bekleidungsregeln (Hose in die Strümpfe wg roter Waldameisen und sonstigen Getiers, feste Schuhe, keine knalligen Farben, hört auf die Ranger, etc etc.). Von einem ziemlich runden Ranger in Tarnanzug werden wir eingeführt in die Welt der Berggorillas. Wo sie leben (Uganda, Ruanda und Kongo), wie sie leben (in familiären Gruppen) und wie wir uns zu verhalten haben (keine hektischen Bewegungen, keine Imitationen der Geräusche, zurückweichen, wenn sich die Tiere nähern).

Neben den Rangern begleiten uns – wenn wir wollen – sogenannte „Porter“. Junge Männer aus den umliegenden Dörfern, die unsere Rucksäcke tragen und gegebenenfalls auch uns die Berge rauf- oder runter schieben und halten. Noel hat uns nahe gelegt, diesen Service in Anspruch zu nehmen, weil es auch als Respekterweisung für die Einheimischen gilt, wenn man sie auf diesem Weg direkt an den wirtschaftlichen Vorteilen des Gorillatrackings beteiligt. Wir erfahren auch, dass die Gesamt-Einnahmen nur zum Teil in den Bwindi-Nationalpark fliessen, die Überschüsse gehen auch an Projekte in der Region und an die anderen Nationalparks, die weniger Eintrittsgelder einnehmen.

Bewaffnet mit einem langen Stock (zum Stützen, nicht zum schlagen) und ausgerüstet mit Handschuhen machen wir uns auf den Weg. Nach 500 Metern schlagen wir uns in die Büsche. 8 Touristen, wir vier und fünf Amerikaner, begleitet von insgesamt 5 Portern und 3 Rangern (zwei davon mit einem Gewehr). Wir folgen den Trackern. Diese Ranger sind schon lange vor uns aufgebrochen um die Gorillafamilien zu lokalisieren. Jede Touristengruppe (heute sind es vier) wird zu einer an Menschen gewöhnten Gruppe geführt. 14 davon gibt (von insgesamt 44 Familiengruppen).

Zu Beginn ist der Weg ein schmaler Pfad, gut zu gehen, nicht zu steil und relativ frei von Gestrüpp. Nach 20 Minuten informiert uns einer der Ranger, dass wir Glück hätten, die Gruppe sei bereits in der Nähe. Wir gehen ein Stück weiter. Nach einem weiteren Funkspruch heisst es dann aber, umdrehen und in die anderer Richtung. Jetzt schlagen wir uns richtig in die Büsche. Mit einer Machete wird uns der Weg notdürftig freigeschlagen. es geht erst steil nach unten, dann wieder hoch. Immer wieder sind auch piecksige Sträucher in Spiel. So anstrengend das ist, und manchmal auch kurzfristig wehtut, das macht alles überhaupt nichts, weil alle so aufgeregt sind. Meine Begeisterung erhält einen kurzfristigen Dämpfer, als ich als letzte vor dem letzten Ranger eine der, angeblich seltenen – Schlangen entdecke. wer mich kennt, weiss um meine Panik vor „Viechern dieser Art“. Kommentar des Rangers „Pssst, don’t tell the Others, someone might get afraid“ – hahaha!!! Aber selbst das ist sofort wieder vergessen. Und doch bin ich dankbar, dass mein Porter meine Hand hält und mir hoch und runter durchs Gebüsch hilft, immer wieder Zweige weghält und mir Halt gibt.

Eine gute halbe Stunde später sitzt der erste Gorilla nur wenige Meter neben uns im Dickicht und frisst genüsslich Blätter. Es ist der jüngste der drei Silberrücken der Gruppe. Meine Gefühle kann ich schwer beschreiben, einerseits stockt der Atem, weil dieses Tier wirklich GROSS ist, andererseits ist es so unglaublich toll, sie so aus der Nähe in der Natur beobachten zu können.

Kurz darauf entdecken wir eine Gorilladame mit ihrem Jungen, es folgt ein weiterer Silberrücken, der Boss der Familie. Ihm ist es irgendwann zu doof, sich beim Essen zuschauen zu lassen, er steht auf und wandert, komplett unbeeindruckt wenige Meter an uns vorbei. Wir versuchen auszuweichen, aber hinter mir ist es abschüssig, sodass ich einfach nur stehenbleiben kann und den Atem anhalte. Es ist unfassbar!

Die Mutter mit ihrem Kind lässt sich wenige Meter vor Meike und Lukas nieder, als es ihr zu blöd wird streift ihr Fell fast Meikes Bein.

Wir hatten vorher gelesen, die Menschen sollten sieben Meter Abstand halten, hier und heute waren die Tiere drei Meter und weniger entfernt.

Einen kurzen Weg lang sind wir der Familie auf ihrem Streifzug durchs Dickicht gefolgt, dann ist unsere Stunde – so lange dürfen wir uns bei den Gorillas aufhalten – zu Ende. Jeder von uns hätte noch Stunden zuschauen können, aber wir ziehen beseelt und glücklich von dannen und treten unseren Rückweg an, der zwar ziemlich kräftig aufwärts geht, aber deutlich komfortabler ist als der Hinweg.

Im Besucherzentrum angekommen lassen wir uns erschöpft und mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf die Bänke fallen.

Als Erinnerung bekommt jeder ein namentliches Zertifikat. Um dieses Erlebnis nicht zu vergessen, braucht aber – glaube ich – keine von uns einen nett gemeinten Wisch Papier. „ONCE in a lifetime…“ eben.

Nach einem kurzen Lunch steigen wir – noch immer beseelt grinsend ins Auto. Vor uns liegen mal wieder etwa 200 Kilometer bis zur nächsten Lodge.

Hinterlasse einen Kommentar