Neuseeland 2019 – Morgens Seelöwen, abends Pinguine und dazwischen Sonne und Meer

Es ist genauso, wie ich es mir erhofft habe: ich mache die Augen auf und schaue auf diese Bucht. Es ist so unglaublich schön hier und so wunderbar, dass wir auch heute früh immer noch nur eine kleine Gemeinde an Campern sind, die es hierher verschlagen hat.

Die Ersten machen sich mit ihren Brettern auf den Weg zum Surfen, andere schleppen ihre Stühle samt Kaffeetasse auf den Strand, ich habe das große Privileg, mich einfach vor dem Womo niederlassen zu dürfen und Blog zu schreiben, während mein geliebter Kerl – wie übrigens jeden Morgen – ein grandioses Frühstück, inklusive Eiern, knusprigem Speck und Brot vorbereitet und anschliessend serviert.

Und während ich da so sitze und auf das Frühstück warte, schlendert ein Seelöwe (soweit Seelöwen halt schlendern können) an den Strand, wälzt sich im Sand und lässt sich zu einem Nickerchen nieder. Ich kann mich an diesen Tieren nicht sattsehen.

Wenn ich heute tot umfallen würde, wäre es zwar irgendwie schade, aber ich hätte mein Leben bis zum letzten Moment wirklich genossen.

Schweren Herzens trennen wir uns von der Purakaunui Bay, aber wir wollen weiter. Erster Stop heute sind die Purakaunui Falls, sie liegen auf dem Weg und wir sind nicht in Eile. Auf dem fast leeren Parkplatz steht eine kleine rollende Bude. Auch wenn wir gerade gefrühstückt haben, kaufen wir uns einen Kaffe, eigentlich nur, weil wir es so großartig finden, dass selbst hier mitten in der Pampa jemand steht um ganz unaufdringlich Getränke und Gebackenes zu verkaufen. Reich wird die Frau damit sicher nicht, aber sie macht einen zufriedenen Eindruck.

Der Wasserfall hat mal wieder nichts Sensationelles, aber er ist einfach schön und mal wieder ist es beeindruckend, wie gründlich die Neuseeländer etwas machen, wenn sie es machen. Der Weg ist gut befestigt, alles ist blitzsauber und selbst hier stehen noch Schilder vor den Pflanzen, die verraten mit welcher botanischen Art wir es zu tun haben. Einfach toll!

Apropos Botanik, entlang des Weges begegnen wir Bäumen, bei denen man sich fragt wie sie das Kronengewicht überhaupt noch halten, da sie im unteren Bereich komplett ausgehöhlt sind und wir sehen Farnen, die sich nicht so richtig entscheiden konnten, ob sie vielleicht doch lieber Palmen geworden wären. Trans Gender – anscheinend auch ein Thema bei den Farnen/Palmen/Parnen/Falmen 🙂

Nächste Station – die Cathedral Caves – aber leider nicht für uns, den wir stehen vor einer, mit einem Gatter verschlossenen Strasse. Die Zufahrt zu den Höhlen, die übrigens von Maori kontrolliert wird, ist nur bei Niedrigwasser erlaubt und möglich und so öffnet auch die Strasse heute erst am späten Nachmittag. Also doch erst mal zum Campingplatz.

Bevor man auf die Landzunge zwischen Curio Bay und Porpoise Bay fährt, passiert man der Ort Waikawa. In unserer Landkarte ist er etwas dicker gedruckt, sodass wir dachten, der Ort sei vielleicht ein kleines bisschen größer. Eigentlich war unsere Idee dort vielleicht Hummer oder Krebse zum Abendessen kaufen zu können. Aber weit gefehlt, Waikawa hat nicht mal einen Supermarkt, aber ein kleines Heimatmuseum und auch wenn hier wohl viele Fischer leben, zu kaufen gibt es – zumindest für uns Touristen – nix aus dem Meer.

Der Campingplatz Curio Bay ist mit unserem letzten nicht vergleichbar. Es ist ein kommerzieller, ökonomisch geführter Platz, der alles hat was man braucht. Sein großes Privileg ist die sensationelle Lage, den je nachdem ob man sich nach links oder rechts wendet schaut man auf ein anderen Küstenabschnitt. Links ein breiter Sandstrand, wind- und wellengeschützt, dessen Ende ein Haufen großer Felsen markiert, in denen sich die wellen brechen.

Rechts ein Küstenabschnitt, geprägt von zerklüfteten Steinplatten, deren Besonderheit es ist, dass man dort bis heute die Versteinerungen von liegenden Bäumen und aufrechtstehenden Baumstümpfen sehen kann. Wir haben so etwas beide noch nie gesehen und sind – schon wieder einmal – sehr beeindruckt.

Und zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Küstenstreifen liegt der Campingplatz und ein Hochplateau von dem man tief die Steilküste hinunterschauen kann.

Am Sandstrand sollen sich eigentlich regelmässig Hector-Pinguine tummeln, heute leider nicht und so machen wir uns am frühen Abend auf, um, mit etwas Glück, auf der anderen, der steinigen Seite, Gelbaugenpinguine in freier Wildbahn zu beobachten. Auf dem versteinerten Wald haben sich inzwischen etwa 30 Leute eingefunden, alle sitzen oder stehen herum und warten. Gucken durch ihre Ferngläser und Teleobjektive, in der Hoffnung einen der seltenen Pinguine zu entdecken.

Und irgendwann ist es endlich soweit. Ein einzelnes Tier watschelt über die Steine, putzt sich ausführlich und scheint zu warten. Auf was wissen wir alle nicht, aber er läuft mal auf, mal ab, zwischendurch sondert er deutlich hörbare Ruflaute ab.

Irgendwann wissen wir, auf was, oder besser wen er gewartet hat. Ein zweiter Pinguin ist an Land gegangen, auch er putzt sich erstmal ausführlich, wartet und beobachtet den anderen.

Dann bieten die beiden ein grandioses Schauspiel. Sie rufen sich zu, so laut dass wir es alle gut hören können. Plustern sich auf. Dann geht der eine rufend davon, der andere bleibt stehen. Dann rennt der zweite in die entgegengesetzte Richtung, der andere dreht um und folgt. Zwischen den Felsen können sich die beiden aber nicht durchweg sehen, sondern nur hören. Und so reiht sich ein Missverständnis ans nächste bis die beiden endlich nach einer geschlagenen Stunden beieinander stehen.

Ein Ornithologe oder Pinguinfachmann würde jetzt sicher genau beschreiben, wer hier vielleicht Männchen und Weibchen war, welche Art von Balzritual die beiden gerade vorgeführt haben und und und…. für uns wirkte es wie „Szenen einer Ehe“ und wir waren einfach nur glücklich, nun auch diese Tiere aus der „Nähe“ in freier Wildbahn gesehen zu haben. Und so endet ein weiterer wunderbarer Tag, der mit einem Seelöwen begonnen hatte, mit zwei Pinguinen.

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