
Es braucht zwei weitere Telephonate am frühen Morgen, bis mir endlich zugesagt wird, dass unser Wassertank während unserer Abwesenheit repariert wird, mal sehen, ob es jetzt klappt?! Wir können im Augenblick eh nichts ändern, also ignorieren wir das Problem und konzentrieren uns auf das Erlebnis, das vor uns liegt. Wir sind beide ziemlich aufgeregt vor unserem zweitägigen Bootsausflug, weil wir nicht wirklich eine Idee haben, was uns erwartet.
Schon die Anreise ist aufwendig. Erst geht es mit dem Bus von Te Anau in den Nachbarort Manapouri.
Dort besteigen wir ein Art Fähre mit etwa 100 anderen Menschen, die uns über den Lake Manapouri schippert, (eine Bootsfahrt, die übrigens knapp eine Stunde dauert, nur damit Ihr mal eine Idee habt, wie groß dieser See ist) dort angekommen sieht man als erstes ein ziemliches großes Wasser-Kraftwerk, das die gesamte Region mit Strom versorgt, und mehrere Busse, die ein Großteil der Touristen verschlingen und irgendwohin weg fahren. Wir warten gemeinsam mit 8 anderen Menschen, die – wie wir – ein Schild mit dem Aufdruck „Southern Secret“ um den Hals hängen haben, am längsten. Erst als alle anderen weg sind, kommt ein freundlicher Mann in den Sechzigern zu uns, der aussieht, wie der verschollene Bruder von Freddy Quinn und stellt sich vor als „Clint, unser Skipper“. Mit ihm fahren wir im Kleinbus, noch mal knapp eine Stunde. Während der Fahrt zeigt er uns besondere Pflanzen, weist uns auf Tiere hin und lässt uns immer dann kurz aussteigen, wenn es etwas zu sehen und zu fotografieren gibt.



Irgendwann hält er am Rande einer Schotterstraße, wo zwei freundliche junge Frauen stehen, uns freundlich anlachen und Clint helfen, diverse Kisten aus dem Kleinbus über einen schmalen Weg hinunter zur Anlegestelle unseres Bootes zu tragen. Wir folgen den beiden mit unseren Taschen.
Das Boot oder besser Schiff ist nicht groß, es hat sechs Kabinen für Gäste und Schlafgelegenheiten für die Crew, zu der neben Clint, eine der beiden Frauen gehört, nämlich Jenny, sowie ein junger Mann, der erstmal mitfährt und gerade angelernt werden soll. sein Name ist David und wie wir später erfahren sollen ist er Jennys Freund.

Jenny begrüßt uns herzlich, zeigt uns unsere Kabinen und erklärt uns, dass es gleich erstmal Mittagessen geben werde.
Die Kabinen sind allesamt unter Deck, drei im vorderen, drei im hinteren Bereich des Schiffs. Wir sind vorne untergebracht und sind erstaunt über die Großzügigkeit. Wir haben ein gemütliches breites Doppelbett und ein eigenes kleines Bad, was will man mehr!
Wir packen nur kurz aus und kehren zurück in den Wohn- und Aufenthaltsbereich des Schiffs, wo es eine Selbstbedienungsbar für Kaffee, Tee und Softdrinks gibt. Alkohol haben die Gäste, soweit gewünscht, selbst mitgebracht. darauf waren wir im Vorwege aufmerksam gemacht worden und so hatten auch wir eine Flasche Wein und einen Cider im Gepäck.
Neben uns sind noch vier sehr nette Finnen an Bord. Eines der beiden Paare spricht gut englisch und sogar deutsch, das andere müht sich redlich. Außerdem zwei Junge Amerikaner, ein Paar auf Hochzeitsreise, beide stammen aus New York, leben nun aber in Philadelphia, sowie ein holländisches Paar. Auf den ersten Blick sind alle gut erträglich. Der Amerikaner macht schnell klar, dass er kein Trump-Fan ist und übernimmt ansonsten die Rolle des jungen „Klassenkaspers“. Das Ganze aber nett und völlig unaufdringlich.
Schon das erste Mittagessen übersteigt unsere Erwartungen. Es gibt Crayfish mit einer Wasabi Mayonnaise, ausserdem verschiedene Salate, verschiedener Aufschnitt und Weißbrot. Was die Neuseeländer „Crayfish“ nennen, hat nichts mit unseren Flusskrebsen zu tun, es handelt sich schlichtweg um Hummer ohne dicke Scheren. Wir würden sie, glaube ich, Langusten nennen. Egal wir man sie nennt, sie schmecken einfach sensationell. So gut, dass ich meine Sorge seekrank zu werden, sofort vergesse.
Der Himmel ist aufgerissen! Schon morgens hatten wir ein paar blaue Flecken zwischen den Wolken entdeckt, jetzt traut sich sogar richtig die Sonne heraus. Unser Schiff setzt sich in Bewegung. Unsere kleine Reise startet am Ende des Doubtful Sound, also am landesinnersten Punkt des Fjords.
Was wir in den kommenden Stunden sehen werden, läßt sich mit Worten nur schwer beschreiben, vielleicht machen die Photos deutlich, wie unglaublich schön die Natur hier ist. Unser Boot schippert durch glasklares Wasser, links und rechts gesäumt von hohen Bergen, das ganze bewachsen mit der neuseeländischen Variante von Regenwald, in den unterschiedlichsten Grün-Schattierungen. Und als wäre das alles nicht schon spektakulär genug ,stürzen sich unzählige von Wasserfällen von den Bergen in die Tiefe. Jeder von Ihnen wunderschön, jeder anders und mit einem eigenen Charakter. Ich warne jetzt schon alle Freunde, die Neuseeland-Fotos sehen wollen: Stellt Euch auf viele Wasserfall-Bilder ein :-)))







Nach dem Gucken und Stauen folgt das Aktivprogramm: Wir angeln unser Abendessen. Mit insgesamt sechs Angeln stehen wir an der Reling, für einige von uns ist es die erste Angelerfahrung überhaupt.



Und ausnahmslos ALLE sind erfolgreich, wir angeln reihenweise Barsche, wobei die kleinen sofort zurück ins Wasser wandern, die größeren bereitet Jenny direkt fürs Abendessen vor. Blair, die Amerikanerin und komplette Angelnovizin sorgt für den ersten bemerkenswerten Fang, sie angelt einen Fisch (dessen Namen ich vergessen habe), der sich besonders für Sashimi anbietet. Der Holländer legt nach mit einem Blue Cod, einem hier in der Gegend besonders beliebten Speisefisch. Er ist es auch, der den schönsten Fang des Tages macht, ein extrem bunter Fisch, mit farbigen Flügeln. „Gurnard“ heisst die Art und ist leider inzwischen rar gesät, deshalb landet auch er wieder im Wasser.

Fortsetzung folgt….