Vietnam 2024 – back in good old Hanoi

Es wäre übertrieben, zu behaupten, die Ankunft in Hanoi sei wie nach Hause kommen. Dazu gibt es viel zu viel zu entdecken, zu verstehen, zu begreifen und zu bewältigen, allem voran den komplett absurden Verkehr in dieser Stadt. Aber es ist ein schönes Gefühl, wieder in diese Stadt zu kommen, die uns vor sieben Jahren den „Asien-Einstieg“ so leicht gemacht hat, in der wir die Atmosphäre voller Begeisterung aufsaugen und uns von den Menschen willkommen fühlen.

Wieder wohnen wir mitten in der Altstadt in einer kleineren Straße, in der es (fast) unproblematisch ist, die Straße zu überqueren. Das Golden Lotus Hotel ist uns von Heiko und Ly empfohlen worden, dem sehr netten Paar, das wir vor sieben Jahren als Hotelbesitzer in Hanoi kennengelernt haben und die heute eine Reiseberatung führen, mit der auch wir unsere jetzige Reise geplant haben und die wir sehr empfehlen können (und wollen!)!!! Die beiden sind toll und eine großartige Unterstützung in allen Fragen rund um Vietnam! Also kontaktiert die beiden unbedingt, wenn ihr über Urlaub oder Business in Vietnam nachdenkt: https://www.urlaubvietnam.de

Kaum angekommen, stürzen wir uns ins Getümmel. Unser erstes Ziel ein Optiker (natürlich empfohlen von Heiko), der genau in dem Gebäude sein Geschäft (Anm. des Patienten: ein wenig stylisch und sehr coole unbekannte Soulmusik) hat, in dem früher Heiko und Lys Hotel war. Wir hoffen, dass er entweder Christophs Brille reparieren oder seine Gläser in ein neues Gestell einbauen kann. Lösung B wird es am Ende, allerdings nicht in diesem Geschäft, sondern nach einem kurzen Gang um die nächsten Straßenecke in Begleutung des jungen Optikers im Brillengeschäft des Vaters. Das ist weniger schick und deutlich kleiner, aber er hat das Gestell, das zu Christophs Gläsern passt.

Dieses Problem ist also gelöst 🙂

Deutlich schwieriger gestaltet sich an unserem ersten Abend die Suche nach einem Restaurant. Heiko und Ly hatten uns tolle Tipps gegeben, wir waren aber in einer anderen Ecke unterwegs und wollten dort etwas finden. Nun gibts es in Hanoi definitiv ein absolutes Überangebot an Essen, deshalb mutet es sicher etwas absurd an, wenn ich schreibe, dass wir Schwierigkeiten haben, ein Restaurant zu finden, aber genau dieses Riesenangebot ist das Problem. Wonach geht man? Wie unterscheidet man Qualität von Touristtraps? Normalerweise hilft mir dabei regelmäßig Tripadvisor. In diesem Fall eine echte Schnapsidee. Denn beide, sehr gut bewertete Restaurants, die ich mir in der Gegend ausgeguckt habe, existieren nicht mehr. Wir laufen durch den Nieselregen, sind hungrig und etwas frustriert. Aber auch in Vietnam hat COVID deutlich Spuren hinterlassen und so lassen wir das besser mit dem selbst Restaurant suchen und kommen zurück auf Heikos Vorschläge, die mal wieder hervorragend sind! Also, wenn ihr Tripadvisor nutzen wollt, schaut euch unbedingt an von wann die letzten Bewertungen sind. Das hilft! 🙂

Dieses deutsche Restaurant haben wir nicht besucht, aber mal kurz reingeguckt…

Unsere zweite Herausforderung begegnet uns in der ersten Nacht in unserem Zimmer. Christoph ist schon eingeschlafen, ich schreibe noch eine kurzen Moment und versuche dann unser Deckenlicht zu löschen. Im Zimmer befinden sich an unterschiedlichen Stellen insgesamt 8 Lichtschalter, alle schalten auch irgendwas, aber keins das große Deckenlicht. ich versuche, ob es mit Kombinationen von zwei Schaltern funktioniert, alles ohne Erfolg. Schließlich wecke ich Christoph, auch er scheitert am Auffinden des passenden Schalters, hilft uns aber letztlich damit, einfach die Birne herauszudrehen.

Am nächsten Tag schildere ich der Rezeption das Problem, beide jungen Hotelangestellten lächeln wissend und versprechen uns später zu zeigen, wie es funktioniert. Also doch ein Trick. Denken wir. Als am späten Nachmittag der Rezeptionist mit auf unser Zimmer kommt, ist auch er zunächst ratlos. Auch er findet keinen passenden Schalter, muss letztlich mit seiner Kollegin telefonieren, die im ebenfalls zunächst die falschen Tipps gibt. Dann irgendwann die Erleuchtung! Der Schalter befindet sich mitten an der Wand hinter unserem Bett und war versteckt hinter den aufgestellten Kissen. Anscheinend hatten hier mal Einzelbetten gestanden. Wieder ein Geheimnis gelüftet 🙂

Zwei andere Fragezeichen können wir während unseres Aufenthalts nicht lösen.

Mitten im French Quarter, einem sehr schönen Stadtteil am Ufer des Hoàn Kiém-Sees (gegenüber der Altstadt) steht an einer Parkanlage ein olivgrüner Militärlaster – soweit nichts ganz Besonderes – dieser aber ist verkabelt. Womit und wozu? Keine Ahnung, aber es sieht irgendwie lustig aus.

Unseren zweiten vollen Tag in Vietnam verbringen wir mit klassischem Sightseeing. Den Vormittag widmen wir „Onkel Ho“. Ein Besuch im Ho-Chi-Minh-Mausoleum ist von der ersten bis zur letzten Minute genauestens durchgetaktet. Am Eingang zum weitläufigen Gelände geht es erst durch eine Sicherheitskontrolle, wie am Flughafen, dabei wird vor allem geschaut, dass man keine Kamera mitnimmt. Anschließend bekommt man eine kräftige rote Kunststofftasche, in die man seine Kamera legt. Mit dieser geht man an einen Schalter. Dort gibt man die Kameratasche ab und bekommt dafür eine Gepäckmarke und man bekommt eine zweite Tasche, etwas größer und dunkelblau, in der man dann auch seinen Rucksack abgibt. Handys (auch mit Kamera) darf man übrigens behalten, aber nicht benutzen. Dann stellt man sich, gemeinsam mit anderen Wartenden, in Zweierreihen auf und wird dann als Block eingereiht in den ebenfalls in Zweierreihen vorbeiziehenden Besucherstrom, der andere Eingänge verwendet hat. So marschiert man im Gänsemarsch bis zum Mausoleum – gestoppt wird nur bei Wachwechseln – und durch das Mausoleum hindurch, vorbei am gläsernen Sarg des in Vietnam bis heute sehr verehrten Revolutionärs. Stehenbleiben, gerade vor dem Sarg ist nicht erwünscht. Ob es darum geht, keinen Stau zu produzieren oder nicht so ganz genau hinschauen zu können, wird nicht klar. Jedenfalls ist Ho-Chi-Minh wirklich gut erhalten dafür, dass er schon so lange dort aufgebahrt liegt. Einmal im Jahr soll der Leichnam übrigens nach Russland geschickt und dort „überarbeitet“ werden. (Keine Ahnung, wie man das korrekt nennt, jedenfalls kennen sich die Russen wohl mit langfristig Einbalsamierten besonders gut aus.)

Die Kamera bekommen wir direkt hinter dem Mausoleum wieder, anders als den Rucksack, den gibts erst beim Verlassen des Geländes zurück. Anschließend begeben wir uns auf den Rundgang durch den Park des Präsidentenpalastes (dem ehemaligen Sitz des französischen Präfekten), der bis heute vor allem für Staatsbesuche genutzt wird. Ho-Chi-Minh hat dort nie gelebt.

Er hat es vorgezogen einige Jahre in einem kleinen schlichten Gebäude im Park zu leben, bis er in ein Holzhaus auf Stelzen am Fischteich, ebenfalls im Park der Residenz, gezogen ist.

Beide Häuser können besichtigt werden und es scheint zum vietnamesischen Schülerleben unbedingt dazuzugehören, dies mindestens einmal im Laufe der Schulzeit zu machen. Jedenfalls begegnen uns Schulkinder, ordentlich herausgeputzt in Klassenstärke. Gemeinsam mit ihnen und tausenden anderer Besucher, vietnamesische und internationale, spazieren wir durch den wirklich schön angelegten Park. Wo man auch hinhört, überall schnappt man Gesprächsfetzen auf, in denen es vor allem darum geht, was dieser Ho-Chi-Minh wohl für ein Mensch gewesen sein muss. Man kann sich der Faszination für diesen anscheinend sehr bescheidenen Mann nur sehr schwer entziehen.

Übrigens, auf dem Weg zum Mausoleum passieren wir auch einen Platz mit einer großen Lenin-Statue. Dieser wird vor allem von Skateboardern genutzt. Einen so lässigen Umgang mit den kommunistischen „Heroen“ hab ich selten gesehen 😊

Einer unserer Leser hat sich beschwert über den Mangel an attraktiven Frauen in diesem Blog. Das ändert sich jetzt radikal und damit bin ich beim zweiten ungelösten Rätsel. Auf unserer Sightseeing-Tour besuchen wir diverse touristische Hotspots. Eine Station ist die alte Kaiserzitadelle in unmittelbarere Nähe des Mausoleums, hier sind einige ältere Gebäude, aber auch Ausgrabungsfunde aus der 1000-jährigen Geschichte Vietnams zu besichtigen, sowie der unterirdische, als einfaches Haus getarnte Bunker des Politbüros während des Krieges gegen die Amerikaner. Beides liegt auf dem gleichen Gelände in einem hübsch angelegten Park

Mittendrin eine Gruppe junger Vietnamesinnen, die hier anscheinend ein Musikvideo produzieren und sich auch durch uns nicht stören lassen.

Außerdem besuchen wir den berühmten Literaturtempel mit seinen uralten buddhistischen Pagoden.

Und an beiden Plätzen begegnen uns hunderte von jungen Frauen, die sich in traditionellen vietnamesischen Kostümen „verkleiden“ (in der Zitadelle kann man diese Kleider sogar leihen) und sich gegenseitig oder sogar von einem Profi fotografieren lassen. Dazu tragen sie, teilweise viel zu große, hochhackige Schuhe, bringen extra Haarreifen und Blumensträuße mit und sind mit großem Ernst dabei. Eine absolut skurrile Szenerie, für die ich bisher noch keine Erklärung gefunden habe. Keine Ahnung, ob sie einfach Spaß am Fotografieren haben, ob das der Standard für das vietnamesische Parship oder Tinder ist, oder ob man rund um den Jahreswechsel Fotos für die Neujahrskarte macht???? Keine Ahnung, aber es sind so viele, dass man kaum noch die Chance hatte, diese wichtigsten kulturellen Orte wahrzunehmen. Übrigens, unter den Fotografierten sind auch einige wenige junge Männer in traditionellen Kostümen, Paare und auch ein paar ältere Frauen. Ich bin jedenfalls so fasziniert, dass ich viele von Ihnen fotografieren musste und euch hier nur eine kleine Auswahl präsentiere.

Einen schönen und irgendwie typischen Moment erleben wir direkt am Seeufer. Aus einem kleinen Ghettoblaster hören wir Musik und entdecken eine Gruppe, meist etwas älterer Frauen, die in der sanften Sonne am heiligten Tag miteinander tanzen. Bei uns fast unvollstellbar, hier völlig normal.

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