Neuseeland 2019 – Kaum in Worte zu fassen…. und so garnicht zweifelhaft – unser Ausflug in den Doubtful-Sound (Teil 3)

Wir schlafen hervorragend in unserer Kajüte. ich habe nicht einmal einen Anflug von Seekrankheit. Als wir aufstehen wird uns noch einmal so richtig deutlich wieviel Glück wir mit dem gestrigen Tag hatten, denn das Wetter ist umgeschlagen und heute so, wie so oft n den Fjorden, es ist grau, neblig und regnerisch.

Nur wenn Clint uns auf besonders schöne Wasserfälle aufmerksam macht, gehen wir kurz nach draussen, ansonsten verbringen wir den Morgen weitgehend im Salon, erst bei einem ausgiebigen Frühstück, dann bei vielen Tassen Tee.

Doch keiner nörgelt über das Wetter, wir sind alle so glücklich diesen großartigen und ereignisreichen Tag gestern erlebt zu haben.

Gegen 10 Uhr ist unser Bootstrip beendet, wieder geht es mit Clint und seinem Kleinbus zurück über den Pass, aufs Boot und wieder in denn wir, dass unser Wohnmobil repariert wurde, einer Weiterfahrt seht also nichts mehr im Wege. Heute wird Robert zu uns stoßen. Eigentlich sind wir mit ihm in te Anau verabredet, doch wie wir später erfahren, ist er schon am Morgen zum Milford Sound aufgebrochen und bereits auf dem Rückweg, als wir uns dorthin auf den Weg machen.

Während es in Te Anau aufgeklart und sogar ein bisschen sonnig geworden ist, holt uns auf der Strecke immer wieder der Regen ein. Mal wieder ändern wir unseren Plan und übernachten auf halber Strecke zum Milford Sound am Lake Gunn, nachdem Robert, den wir dort treffen, uns berichtet, dass es dort noch vor ein paar Stunden in Strömen geregnet hat.

Neben dem Wetter gibt einen weiteren Grund unsere Fahrt zum Milford Sound auf morgen zu verschieben. Wir haben unterwegs relativ viel Zeit verloren, weil tausende von Schafen zum Friseur wollten 🙂 Plötzlich war die Strasse von einem Meer von Tieren verstopft, uns blieb nur geduldig bleiben und dieses typisch neuseeländische „Spektakel“ aus nächster Nähe verfolgen.

Der DOC (Department of Conservation) – Platz liegt malerisch an einem kleinen Fluss. Gemeinsam machen wir uns zu Fuß auf den Weg, um am Seeufer die Angel ins Wasser zu halten. Doch der See ist an seiner Rändern viel zu flach, hierher verirrt sich keine Forelle. Immerhin hatten wir so alle nochmal einen kurzen Spaziergang. Für die Männer gibt es heute Abend mal wieder frische Muscheln in Gemüse-Weissweinsud, ich begnüge mich mit ein paar kleinen überbackenen Kartoffeln. Ich bin immer noch satt vom hervorragenden Essen auf der „Southern Secret“.

Anschließend bringen wir Robert bei einem guten Schluck neuseeländischen Weins Skat bei, zumindest die Grundregeln. Bis er auch „0“ spielen kann und weiss was „Schneider“ bedeutet, dürfte es noch ein Weilchen dauern :-).

Neuseeland 2019 – Kaum in Worte zu fassen…. und so garnicht zweifelhaft – unser Ausflug in den Doubtful-Sound (Teil 2)

Kaum haben wir uns von diesem Highlight „erholt“ folgt das nächste: Clint hat Bottlenose-Delphine entdeckt. Die im Doubtful Sound lebenden sind, so unser Skipper besonders große Vertreter ihrer Gattung, weil sie so reichhaltig Nahrung finden. Sie können hier bis zu 700!!! Kilogramm schwer werden. (Das ist mehr als ein Pferd!).

Erst sind sie nur in der Ferne zu sehen, doch als Clint den Motor drosselt, kommen sie immer näher, umrunden völlig angstfrei und neugierig das Boot. es ist eine ganze Schule von Delphinen. Für mich ist damit der große Traum dieser Reise schon in Erfüllung gegangen!

Und noch einmal geht es um die Nahrungsbeschaffung. Clint fährt die „Lobster-Pods“ an, spezielle Reusen, in denen er die Hummer fängt, die die Gäste an Bord serviert bekommen. Übrigens, diese Hummer werden nicht erst rot, wenn sie gekocht werden!:-))

In drei Reusen findet er heute nur 3 Hummer und einen Teppich-Hai, der natürlich zurück darf ins Meer. Die morgigen Gäste müssen also mit einem etwas sparsameren Lunch vorlieb nehmen.

Anschließend treffen wir noch einen schwimmenden Seelöwen, bevor wir den selbst gefangenen Fisch zum Abendessen bekommen, ausserdem Lasagne, Slow-Cookies Lamm und diverse Salate. es fehlt uns hier wirklich an nichts. Den Abend verbringen wir plaudernd mit unseren Mitreisenden, und später Baurensskat spielend,bevor wir gegen Mitternacht – mal wieder als Letzte – ins Bett gehen.

Was für ein Tag. Ich werde meinen Kindern Meer dankbar sein, dass Sie mir diesen Trip zum Geburtstag geschenkt haben!!! Wenn man so etwas erleben darf, ist Älterwerden fast ein Vergnügen!! 1000 Dank Mona und Marlon!!!!!

Neuseeland 2019 – Kaum in Worte zu fassen…. und so garnicht zweifelhaft – unser Ausflug in den Doubtful-Sound (Teil 1)

Es braucht zwei weitere Telephonate am frühen Morgen, bis mir endlich zugesagt wird, dass unser Wassertank während unserer Abwesenheit repariert wird, mal sehen, ob es jetzt klappt?! Wir können im Augenblick eh nichts ändern, also ignorieren wir das Problem und konzentrieren uns auf das Erlebnis, das vor uns liegt. Wir sind beide ziemlich aufgeregt vor unserem zweitägigen Bootsausflug, weil wir nicht wirklich eine Idee haben, was uns erwartet.

Schon die Anreise ist aufwendig. Erst geht es mit dem Bus von Te Anau in den Nachbarort Manapouri.

Dort besteigen wir ein Art Fähre mit etwa 100 anderen Menschen, die uns über den Lake Manapouri schippert, (eine Bootsfahrt, die übrigens knapp eine Stunde dauert, nur damit Ihr mal eine Idee habt, wie groß dieser See ist) dort angekommen sieht man als erstes ein ziemliches großes Wasser-Kraftwerk, das die gesamte Region mit Strom versorgt, und mehrere Busse, die ein Großteil der Touristen verschlingen und irgendwohin weg fahren. Wir warten gemeinsam mit 8 anderen Menschen, die – wie wir – ein Schild mit dem Aufdruck „Southern Secret“ um den Hals hängen haben, am längsten. Erst als alle anderen weg sind, kommt ein freundlicher Mann in den Sechzigern zu uns, der aussieht, wie der verschollene Bruder von Freddy Quinn und stellt sich vor als „Clint, unser Skipper“. Mit ihm fahren wir im Kleinbus, noch mal knapp eine Stunde. Während der Fahrt zeigt er uns besondere Pflanzen, weist uns auf Tiere hin und lässt uns immer dann kurz aussteigen, wenn es etwas zu sehen und zu fotografieren gibt.

Irgendwann hält er am Rande einer Schotterstraße, wo zwei freundliche junge Frauen stehen, uns freundlich anlachen und Clint helfen, diverse Kisten aus dem Kleinbus über einen schmalen Weg hinunter zur Anlegestelle unseres Bootes zu tragen. Wir folgen den beiden mit unseren Taschen.

Das Boot oder besser Schiff ist nicht groß, es hat sechs Kabinen für Gäste und Schlafgelegenheiten für die Crew, zu der neben Clint, eine der beiden Frauen gehört, nämlich Jenny, sowie ein junger Mann, der erstmal mitfährt und gerade angelernt werden soll. sein Name ist David und wie wir später erfahren sollen ist er Jennys Freund.

Jenny begrüßt uns herzlich, zeigt uns unsere Kabinen und erklärt uns, dass es gleich erstmal Mittagessen geben werde.

Die Kabinen sind allesamt unter Deck, drei im vorderen, drei im hinteren Bereich des Schiffs. Wir sind vorne untergebracht und sind erstaunt über die Großzügigkeit. Wir haben ein gemütliches breites Doppelbett und ein eigenes kleines Bad, was will man mehr!

Wir packen nur kurz aus und kehren zurück in den Wohn- und Aufenthaltsbereich des Schiffs, wo es eine Selbstbedienungsbar für Kaffee, Tee und Softdrinks gibt. Alkohol haben die Gäste, soweit gewünscht, selbst mitgebracht. darauf waren wir im Vorwege aufmerksam gemacht worden und so hatten auch wir eine Flasche Wein und einen Cider im Gepäck.

Neben uns sind noch vier sehr nette Finnen an Bord. Eines der beiden Paare spricht gut englisch und sogar deutsch, das andere müht sich redlich. Außerdem zwei Junge Amerikaner, ein Paar auf Hochzeitsreise, beide stammen aus New York, leben nun aber in Philadelphia, sowie ein holländisches Paar. Auf den ersten Blick sind alle gut erträglich. Der Amerikaner macht schnell klar, dass er kein Trump-Fan ist und übernimmt ansonsten die Rolle des jungen „Klassenkaspers“. Das Ganze aber nett und völlig unaufdringlich.

Schon das erste Mittagessen übersteigt unsere Erwartungen. Es gibt Crayfish mit einer Wasabi Mayonnaise, ausserdem verschiedene Salate, verschiedener Aufschnitt und Weißbrot. Was die Neuseeländer „Crayfish“ nennen, hat nichts mit unseren Flusskrebsen zu tun, es handelt sich schlichtweg um Hummer ohne dicke Scheren. Wir würden sie, glaube ich, Langusten nennen. Egal wir man sie nennt, sie schmecken einfach sensationell. So gut, dass ich meine Sorge seekrank zu werden, sofort vergesse.

Der Himmel ist aufgerissen! Schon morgens hatten wir ein paar blaue Flecken zwischen den Wolken entdeckt, jetzt traut sich sogar richtig die Sonne heraus. Unser Schiff setzt sich in Bewegung. Unsere kleine Reise startet am Ende des Doubtful Sound, also am landesinnersten Punkt des Fjords.

Was wir in den kommenden Stunden sehen werden, läßt sich mit Worten nur schwer beschreiben, vielleicht machen die Photos deutlich, wie unglaublich schön die Natur hier ist. Unser Boot schippert durch glasklares Wasser, links und rechts gesäumt von hohen Bergen, das ganze bewachsen mit der neuseeländischen Variante von Regenwald, in den unterschiedlichsten Grün-Schattierungen. Und als wäre das alles nicht schon spektakulär genug ,stürzen sich unzählige von Wasserfällen von den Bergen in die Tiefe. Jeder von Ihnen wunderschön, jeder anders und mit einem eigenen Charakter. Ich warne jetzt schon alle Freunde, die Neuseeland-Fotos sehen wollen: Stellt Euch auf viele Wasserfall-Bilder ein :-)))

Nach dem Gucken und Stauen folgt das Aktivprogramm: Wir angeln unser Abendessen. Mit insgesamt sechs Angeln stehen wir an der Reling, für einige von uns ist es die erste Angelerfahrung überhaupt.

Und ausnahmslos ALLE sind erfolgreich, wir angeln reihenweise Barsche, wobei die kleinen sofort zurück ins Wasser wandern, die größeren bereitet Jenny direkt fürs Abendessen vor. Blair, die Amerikanerin und komplette Angelnovizin sorgt für den ersten bemerkenswerten Fang, sie angelt einen Fisch (dessen Namen ich vergessen habe), der sich besonders für Sashimi anbietet. Der Holländer legt nach mit einem Blue Cod, einem hier in der Gegend besonders beliebten Speisefisch. Er ist es auch, der den schönsten Fang des Tages macht, ein extrem bunter Fisch, mit farbigen Flügeln. „Gurnard“ heisst die Art und ist leider inzwischen rar gesät, deshalb landet auch er wieder im Wasser.

Fortsetzung folgt….

Neuseeland 2019 – Man kann auch mal nichts tun im Urlaub…..

Und deshalb wird dieser Blogeintrag auch kürzer ausfallen.

Wir verlassen Curio Bay einen Tag früher als geplant, auch wenn wir noch keine Delphine gesehen haben. Es regnet Bindfäden und Nichts sieht danach aus, dass es besser werden könnte. Und so entscheiden wir uns dass Southland zu verlassen und schon heute ins Fiordland zu fahren. Dort wollen wir in zwei Tagen ein Boot besteigen.

Über viele Kilometer begleitet uns der Regen. Die grünen Wiesen und ockerfarbenen Hügel verschwimmen hinter einem grauen Schleier. Bei diesem Wetter ist selbst in Neuseeland – zumindest hier an der Südküste – langweilig.

Mal wieder begegnen uns gigantische Schafsherden und ich frage mich, was ein neuseeländischen Bio-Schaf wohl von einem normalen Schaf unterscheiden mag. Mehr Bio als hier das ganze Jahr über auf irgendwelchen nicht bearbeiteten Hügeln herumzustehen und zu fressen, was die Natur so hergibt, geht doch eigentlich nicht. Ich habe aber noch nie irgendwo Bio-Lamm aus Neuseeland angeboten bekommen.

Und wen das Wetter schon so bescheiden ist, kann man ja auch mal ein bisschen meckern, denn in einem haben die Neuseeländer wirklich noch Verbesserungsbedarf: Wen. Man in Europa, oder auch in den USA der Kanada über Land fährt, begegnen einem immer wieder wunderschöne Gehöfte. Gebäude, bei denen selbst eingefleischte Städter davon träumen, irgendwann auf dem Land zu leben. Und wenn man an Küsten oder Seen kommt, stehen dort zauberhafte kleine Ferienhäuser oder prachtvollen Villen, die ebenfalls die Sehnsucht hervorrufen, mal in so einem Traumhaus leben zu dürfen. Das ist in Neuseeland anders. Wenn man hier über Land fährt hat man architektonisch die Wahl zwischen langweilig, geschmacklos oder baufällig. Ich habe wirklich noch nicht ein Haus entdeckt, bei dem ich gesagt hätte: „Wow, hier könnte ich mir vorstellen zu leben!“. Keine Ahnung, warum dies den Kiwis anscheinend nicht wichtig ist.

Hörbuchhörend fressen wir Kilometer. Erst als die ersten Ausläufer des Fiordlands sichtbar werden, reißt der Himmel ein wenig auf und wir entschließen uns zu einem kurzen Zwischenstopp am Orepuki-Beach. Ein Strand soweit das Auge reicht, dahinter die ersten hohen Berge. Es sieht aus als hätte man Österreich an die dänische Küste verlegt. Auch hier soll es Hector-Delphine geben, wir sehen sie leider auch heute nicht.

Auf einem Schild werden die besonderen Vorzüge der Region beschrieben und wir sehen mal wieder wie unterschiedlich die Massstäbe sein können. Denn im Schlusssatz des Textes ist von „Hunderten von Besuchern jährlich“ die Rede. Doch so viele :-)))))

Unser Ziel heute heisst Te Anau. Dieser Ort am Manapouri Lake ist Ausgangspunkt unseres Zwei-Tages-Bootstrips. Und vielleicht hat Christoph dort endlich mal in Chance die Angel ins Wasser zu werfen.

Als wir dort ankommen scheint sogar die Sonne und wir unternehmen einen Bummel durch die Stadt, erledigen notwendige Einkäufe und entscheiden uns für eins der vielen Restaurants fürs Abendessen.

Das schwerwiegendste Ereignis dieses Tages ist jedoch die Erkenntnis, dass unser Wohnmobil ein Problem hat. Unter dem Frischwassertank ist ein Schlauchanschluss gebrochen. Alles was wir an Wasser einfüllen, läuft direkt auf die Wiese des Campingplatzes. Ein Anruf bei der Hotline unseres Vermieters verspricht Abhilfe am kommenden Tag.

Der kommende Tag beginnt wie der letzte, es schüttet aus Kübeln. Während Christoph den kurzen Versuch macht, Angeln zu gehen, dann aber schnell aufgibt, als er feststellt, dass der See auf unserer Seite nur knietief ist, bleibe ich einfach mit meinem Buch im Bett, und das eigentlich den ganzen Tag. Ein wunderbar fauler Urlaubstag, nur blöd, dass sich die Wohnmobilfirma bis abends nicht gemeldet hat, nachdem ich am Morgen noch einmal nachgehakt hatte und einen Rückruf versprochen bekommen hatte.

Die größte Aktivität dieses Tages ist das kurze Packen für unseren Overnight-Bootstrip.

Neuseeland 2019 – Morgens Seelöwen, abends Pinguine und dazwischen Sonne und Meer

Es ist genauso, wie ich es mir erhofft habe: ich mache die Augen auf und schaue auf diese Bucht. Es ist so unglaublich schön hier und so wunderbar, dass wir auch heute früh immer noch nur eine kleine Gemeinde an Campern sind, die es hierher verschlagen hat.

Die Ersten machen sich mit ihren Brettern auf den Weg zum Surfen, andere schleppen ihre Stühle samt Kaffeetasse auf den Strand, ich habe das große Privileg, mich einfach vor dem Womo niederlassen zu dürfen und Blog zu schreiben, während mein geliebter Kerl – wie übrigens jeden Morgen – ein grandioses Frühstück, inklusive Eiern, knusprigem Speck und Brot vorbereitet und anschliessend serviert.

Und während ich da so sitze und auf das Frühstück warte, schlendert ein Seelöwe (soweit Seelöwen halt schlendern können) an den Strand, wälzt sich im Sand und lässt sich zu einem Nickerchen nieder. Ich kann mich an diesen Tieren nicht sattsehen.

Wenn ich heute tot umfallen würde, wäre es zwar irgendwie schade, aber ich hätte mein Leben bis zum letzten Moment wirklich genossen.

Schweren Herzens trennen wir uns von der Purakaunui Bay, aber wir wollen weiter. Erster Stop heute sind die Purakaunui Falls, sie liegen auf dem Weg und wir sind nicht in Eile. Auf dem fast leeren Parkplatz steht eine kleine rollende Bude. Auch wenn wir gerade gefrühstückt haben, kaufen wir uns einen Kaffe, eigentlich nur, weil wir es so großartig finden, dass selbst hier mitten in der Pampa jemand steht um ganz unaufdringlich Getränke und Gebackenes zu verkaufen. Reich wird die Frau damit sicher nicht, aber sie macht einen zufriedenen Eindruck.

Der Wasserfall hat mal wieder nichts Sensationelles, aber er ist einfach schön und mal wieder ist es beeindruckend, wie gründlich die Neuseeländer etwas machen, wenn sie es machen. Der Weg ist gut befestigt, alles ist blitzsauber und selbst hier stehen noch Schilder vor den Pflanzen, die verraten mit welcher botanischen Art wir es zu tun haben. Einfach toll!

Apropos Botanik, entlang des Weges begegnen wir Bäumen, bei denen man sich fragt wie sie das Kronengewicht überhaupt noch halten, da sie im unteren Bereich komplett ausgehöhlt sind und wir sehen Farnen, die sich nicht so richtig entscheiden konnten, ob sie vielleicht doch lieber Palmen geworden wären. Trans Gender – anscheinend auch ein Thema bei den Farnen/Palmen/Parnen/Falmen 🙂

Nächste Station – die Cathedral Caves – aber leider nicht für uns, den wir stehen vor einer, mit einem Gatter verschlossenen Strasse. Die Zufahrt zu den Höhlen, die übrigens von Maori kontrolliert wird, ist nur bei Niedrigwasser erlaubt und möglich und so öffnet auch die Strasse heute erst am späten Nachmittag. Also doch erst mal zum Campingplatz.

Bevor man auf die Landzunge zwischen Curio Bay und Porpoise Bay fährt, passiert man der Ort Waikawa. In unserer Landkarte ist er etwas dicker gedruckt, sodass wir dachten, der Ort sei vielleicht ein kleines bisschen größer. Eigentlich war unsere Idee dort vielleicht Hummer oder Krebse zum Abendessen kaufen zu können. Aber weit gefehlt, Waikawa hat nicht mal einen Supermarkt, aber ein kleines Heimatmuseum und auch wenn hier wohl viele Fischer leben, zu kaufen gibt es – zumindest für uns Touristen – nix aus dem Meer.

Der Campingplatz Curio Bay ist mit unserem letzten nicht vergleichbar. Es ist ein kommerzieller, ökonomisch geführter Platz, der alles hat was man braucht. Sein großes Privileg ist die sensationelle Lage, den je nachdem ob man sich nach links oder rechts wendet schaut man auf ein anderen Küstenabschnitt. Links ein breiter Sandstrand, wind- und wellengeschützt, dessen Ende ein Haufen großer Felsen markiert, in denen sich die wellen brechen.

Rechts ein Küstenabschnitt, geprägt von zerklüfteten Steinplatten, deren Besonderheit es ist, dass man dort bis heute die Versteinerungen von liegenden Bäumen und aufrechtstehenden Baumstümpfen sehen kann. Wir haben so etwas beide noch nie gesehen und sind – schon wieder einmal – sehr beeindruckt.

Und zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Küstenstreifen liegt der Campingplatz und ein Hochplateau von dem man tief die Steilküste hinunterschauen kann.

Am Sandstrand sollen sich eigentlich regelmässig Hector-Pinguine tummeln, heute leider nicht und so machen wir uns am frühen Abend auf, um, mit etwas Glück, auf der anderen, der steinigen Seite, Gelbaugenpinguine in freier Wildbahn zu beobachten. Auf dem versteinerten Wald haben sich inzwischen etwa 30 Leute eingefunden, alle sitzen oder stehen herum und warten. Gucken durch ihre Ferngläser und Teleobjektive, in der Hoffnung einen der seltenen Pinguine zu entdecken.

Und irgendwann ist es endlich soweit. Ein einzelnes Tier watschelt über die Steine, putzt sich ausführlich und scheint zu warten. Auf was wissen wir alle nicht, aber er läuft mal auf, mal ab, zwischendurch sondert er deutlich hörbare Ruflaute ab.

Irgendwann wissen wir, auf was, oder besser wen er gewartet hat. Ein zweiter Pinguin ist an Land gegangen, auch er putzt sich erstmal ausführlich, wartet und beobachtet den anderen.

Dann bieten die beiden ein grandioses Schauspiel. Sie rufen sich zu, so laut dass wir es alle gut hören können. Plustern sich auf. Dann geht der eine rufend davon, der andere bleibt stehen. Dann rennt der zweite in die entgegengesetzte Richtung, der andere dreht um und folgt. Zwischen den Felsen können sich die beiden aber nicht durchweg sehen, sondern nur hören. Und so reiht sich ein Missverständnis ans nächste bis die beiden endlich nach einer geschlagenen Stunden beieinander stehen.

Ein Ornithologe oder Pinguinfachmann würde jetzt sicher genau beschreiben, wer hier vielleicht Männchen und Weibchen war, welche Art von Balzritual die beiden gerade vorgeführt haben und und und…. für uns wirkte es wie „Szenen einer Ehe“ und wir waren einfach nur glücklich, nun auch diese Tiere aus der „Nähe“ in freier Wildbahn gesehen zu haben. Und so endet ein weiterer wunderbarer Tag, der mit einem Seelöwen begonnen hatte, mit zwei Pinguinen.

Neuseeland 2019 – Das Wetter ist besser als sein Ruf und ein 5 Sterne De Luxe – Schlafplatz

Wir verlassen die Otago Peninsula und es ist deutlich milder als erwartet. In der Nacht hatte es kräftig geregnet, und auch jetzt ist es noch diesig. Wir wollen weiter in den Süden, in die Catlins. Unser Ziel ist Curio Bay, eine Landzunge zwischen zwei besonders schönen Buchten. Je weiter wir in den Süden kommen, desto weniger Campingautos kommen uns entgegen, die Straßen werden leerer, die Dörfer kleiner und vor allem seltener. Diese Region ist wirklich dünn besiedelt, jedenfalls von Menschen. Schafe gibt es dafür reichlich, ebenso wie Rinder.

Wir lassen uns Zeit auf der Fahrt. Wie während unserer gesamten bisherigen Reise, ist auch heute wieder der Weg das Ziel.

Unseren ersten längeren Zwischenstopp machen wir am Kaka Point, einem breiten langen Sandstrand. Es ist immer noch sonnig, aber windig. Wir unternehmen einen kurzen Spaziergang und sind mal wieder beeindruckt von der Einsamkeit dieser Landschaft. Ein solcher Strand, wo auch immer in Europa und er wäre voll. Es müsste ausgewiesene Parkplätze geben um dem Chaos Herr zu werden. Es gäbe Fischbuden und Eisstände, kurz – eine umfangreiche Infrastruktur. Hier gibt es eine kleine sandige Bucht entlang der Strasse, wo man parken darf und ein Hinweisschild auf ein Cafè einen Kilometer links die Strasse entlang. Außer uns stehen in der Parkbucht gerade mal noch zwei andere Autos.

Unser nächstes Ziel können wir vom Strand bereits sehen. Wir wollen zum Nugget Point. Auf diesem Kap steht schon lange ein kleiner alter Leuchtturm, den man über einen schmalen Weg erreicht.

Am Fuß des felsigen Landvorsprungs liegen reihenweise Seelöwen gemütlich in der Sonne und einmal mehr bin ich überrascht von den Kletterkünsten dieser an Land doch so plump wirkenden Tiere. An einer Stelle gibt eine Art Rutsche, die vom Felsen ins Meer führt und ich habe das Glück ein Jungtier dabei beobachten zu können, wie es den Weg ins Wasser mehr rutschend als laufend bewältigt. Auch Pinguine soll es hier geben, die sehen wir allerdings nicht.

Dem Kap vorgelagert liegen mehrere große Felsen im Meer, ihnen verdankt der „Nugget Point“ seinen Namen. Dieser Ort ist keine spektakuläre Sehenswürdigkeit, aber die Atmosphäre, die dieser Ort versprüht, hat etwas Magisches, auch für Nicht-Esotheriker.

Gleiches gilt, so lesen wir, auch für die Cathedral Caves, die noch auf unserem Besuchsprogramm stehen. Bis dorthin sind es aber noch einige Kilometer und vorher wollen wir unbedingt noch an einen Strand, der in einem unserer Führer als der vielleicht „schönste Strand der Catlins“ angepriesen wird. Knapp 10 Kilometer fahren wir über eine schmale Schotterstraße und hoffen darauf, dass es keinen Gegenverkehr gibt. Unsere Wünsche werden erhört und wir können bis an eine kleine Parkbucht am Strand durchfahren, aufgehalten werden wir lediglich einmal von einem kleinen Lamm mit großem Entdeckerdrang. Auf der ganzen Strecke sehen wir ein einziges Mal ein Schild, das auf eine Farm hindeutet, aber wir sehen keinen Menschen, kein Haus und auch ansonsten keine Hinweise auf jegliche Zivilisation, wenn man mal von den langen Zäunen rund um die Schaf- und Rinderweiden absieht. Erst direkt an der Bucht stehen drei verlassene heruntergekommene Hütten und ein abgewrackter Wohnwagen auf einem Grundstück, das schon lange kein Mensch mehr betreten hat. Irgendwie gruselig. Wenn ich Horrorgeschichten verfilmen müsste, diese Häuser am südlichsten Ende der Welt wären ein grandioser Schauplatz für eine sehr blutige und düstere Geschichte.

Und so bin ich richtig froh, dass wir am Strand, der auch noch „Cannibal Bay“ heißt, nicht ganz alleine sind. Als erstes kommt uns ein Franzose mit einem Kochtopf in der Hand entgegen, er hat sich sein Muschelabendessen an den Felsen zusammengesucht. Außerdem toben zwei kleine Kinder mit ihren Eltern am Strand herum und trauen sich sogar bis zum Knie in die kalten Fluten und in der Ferne geht ein Touristenpaar spazieren. Der Reiseführer hat nicht übertrieben! Dieser Strand ist wirklich unglaublich schön. Auf beiden Seiten eingerahmt von Felsen liegt ein breiter weiter Sandstrand vor uns. An der einen Seite der Bucht kraxeln wir über zerklüftete Felsen bis dicht an die Brandung und geniessen den Blick auf die Küste.

Am Zugang zum Strand hatte uns ein Schild darauf aufmerksam gemacht, dass hier mit Seelöwen zu rechen sei und wie man sich verhalten sollte. Von 5-10 Metern Abstand ist dort die Rede, ausserdem solle man die Tiere nicht stören und nicht provozieren. Ich schau mich um und realisiere, dass das, was ich für zwei große Steine auf dem Strand gehalten habe, Seelöwen sind. Wir nähern uns den Tieren langsam, die schlafend auf dem Strand liegen und sich von uns nicht stören lassen. Auch als wir um sie herumgehen, Fotos machen und uns unterhalten, gibt es kaum eine Reaktion. Einer der beiden hebt lediglich mal kurz die Flosse, als wolle er uns lässig grüßen. Christoph hält zwar den Sicherheitsabstand ein, traut sich aber doch recht dicht an die Tiere heran. Ich bleib gerne ein bißchen auf Abstand.

Als wir zurückgehen zum Auto entdecke ich Spuren im Sand, die aussehen wie ein kleiner Trecker. Ich zeige sie Christoph und gemeinsam folgen wir der Spur, bis wir einen jungen Seelöwen in den Dünen finden, der es sich dort gemütlich gemacht hat.

Inzwischen ist es später geworden, als wir eigentlich vor hatten und so entschliessen wir uns heute nicht mehr bis zur Curio Bay zu fahren, sondern einen Platz in der Nähe aufzusuchen.

Nur wenige Buchten weiter ist ein Stellplatz des Departments of Conservation. Diese staatlichen DOC-Plätze sind sehr einfach in der Ausstattung, aber meistens sehr schön gelegen. Dieser ist an der Purakaunui Bay und von anderen Campern gut bewertet. Also 10 Kilometer zurück über den Kiesweg, ein paar Kilometer über die Landstraße und dann auf die nächste Schotterstraße bis zu einem Platz der uns beinahe die Sprache verschlägt.

Vor uns liegt eine kleine Bucht. Auf der Wiese, die den Strand säumt, stehen schon ein paar Camper, sonst gibt es nichts, ausser einem Toilettenhäuschen und einem Trinkwasserhahn. Mehr braucht man aber auch nicht, denn hier ist es einfach so schön, dass es sogar egal ist, dass es inzwischen richtig kühl und grau geworden ist. Wir wissen jetzt schon, dass wir morgen mit dem unverstellten Blick auf dieses Fleckchen Erde aufwachen werden. Mehr geht einfach nicht!!!

Neuseeland 2019 – von wegen sparsame Schotten und….. Tiere, Tiere Tiere!!!

Wenn man nach Dunedin kommt, bestätigt sich das alte Vorurteil über die Schotten nicht. Mitte des 19.Jahrhunderts gründeten sie die Stadt, die ein Abbild Edinburghs werden sollte (Dunedin = Gälisch für Edinburgh). Kurz darauf brach der Goldrausch aus und aus der schottischen Siedlung wurde die für lange Zeit größte Stadt Neuseelands.

Auch heute noch wirkt Dunedin größer als Christchurch zum Beispiel, die Innenstadt wird überragt von gleich mehreren neugotischen Kirchen. Neoklassizistische Gebäude prägen das Stadtbild. Dies war eindeutig eine reiche Stadt, die das auch zeigen wollte.

Ganz besonders schön ist der alte Bahnhof, von dem noch immer Mehr- und Ein-Tages-Touren in historischen Zügen abgehen. Hier schein wirklich die Zeit stehengeblieben zu sein.

Nach einem Bummel durch die Stadt machen wir uns auf zu unserem nächsten Ziel. Wir wollen auf die Otago Peninsula. Die Halbinsel ist Dunedin vorgelagert und auf ihr gibt es gleich mehrere Pinguin-, und eine Albatross-Kolonie.

Schon die Fahrt ist ein reines Vergnügen. Die Küstenstraße erinnert an ähnliche Straßen in Italien oder an der Côte D’Àzur, vielfach gewunden, natürlich ohne Leitplanken und mit einem wunderschönen Blick auf die Küste und die gegenüberliegende Landzunge.

Unser Quartier für diese Nacht ist ein kleiner privater Campingplatz in Portobello. Der Fischerort besteht aus zwei Straßen, einem Geschäft, einer Tankstelle und zwei Kneipen, es sieht also genau so aus, wie man sich ein Örtchen hier vorstellt.

Der Campingplatzbetreiber rät uns gleich zu den Tieren aufzubrechen. Erst sollten wir uns einen Platz für die Albatross und Blue Penguins- Touren sichern, dann die Gelbaugen-Pinguine besuchen. Und genau so machen wir es auch.

Um die Tiere in ihrem Lebensraum zu schützen, darf man nicht auf eigene Faust unterwegs sein, sondern muss sich einer Führung anschließen. Um 19 Uhr können wir zu den Albatrossen, um 21:30 bekommen wir sogar noch einen Platz für die Blue Penguins-Tour.

Und so haben wir Zeit vorher zu den Gelbaugen-Pinguinen zu fahren. Das Schutzgebiet geht auf die Privatinitiative eines Landbesitzers zurück. Er gründete den „Penguin-Place“ und hob auf seinem Land diverse überdachte und dadurch getarnte Gräben aus, die es den Besuchern ermöglicht, mit etwas Glück, diese seltenste Pinguinart Neuseelands zu beobachten.

Bevor es ins Gelände geht, gibt es einen kleinen Vortrag, der vor allem eine Kernaussage hat: Die Pinguinbestände sind stark bedroht, die Gelbaugenpinguine stehen bereits auf der roten Liste. Die Gründe sind vielfältig und am Ende doch fast alle auf ein Thema zusammenzuführen: Klimawandel.

Weil es wegen der Erwärmung weniger Futter gibt, sind die Tiere gezwungen mit weniger auszukommen, werden deshalb anfälliger für Seuchen. Diese gibt es mehr, weil es wärmer wird, und so weiter und so weiter.

So schön diese Reise ist, sie zeigt uns jeden Tag eine neue Wunde, die wir Menschen in diese Welt reißen. Wir natürlich auch, wenn wir mit dem Diesel-Camper über die Insel rauschen, das will ich nicht leugnen. Ich hoffe, dass es mir gelingt, meinen Fußabdruck auf dieser Erde trotzdem klein zu halten.

Anschließend besuchen wir als erstes das Pinguin-Hospital, hier werden sowohl verletzte Tiere versorgt und gepflegt, als auch Waiseneier ausgebrütet und Waisenkinder großgezogen.

Mit einem klapprigen alten Bus geht es dann über die ausgedehnten Ländereien der Schutzstation in die Nähe eines großen Strandes. Dort ist der Einstieg in das Tunnelsystem, das uns näher an den Strand bringen soll ohne die Tiere in ihrem Habitat zu stören. Eine quirlige junge Frau ist unser Guide, und obwohl wir an allen Aussichtspunkten keinen Pinguin zu Gesicht bekommen, strahlt sie so viel Fröhlichkeit und Begeisterung aus, dass sich die Enttäuschung in Grenzen hält.

Zuletzt führt sie uns einen Weg den Hügel hinauf, der den Strand begrenzt. Dort oben sind mehrere Nistkästen für die kleinen Blauen Pinguine installiert und wenigstens einen von denen sollen wir zu Gesicht bekommen. Und während ich noch darüber staune, dass diese kleinen Vögel mit ihren kurzen Beinchen so weit hoch watscheln sollen, entdecken wir mitten auf der Wiese einen sehr entspannten Seelöwen. Auch der hat sich zum Sonnen hier hoch geschleppt! Nie hätte ich gedacht, dass Seelöwen so gut „klettern“ können!

Er schaut nur einmal kurz auf und hebt die Flosse, als unsere kleine Gruppe sein Nachmittagsschläfchen stört, ansonsten lässt er sich von den Menschen nicht aus der Ruhe bringen.

In einem der Nistkästen sitzt ein Pinguinküken, das nach Aussage unserer Führerin eigentlich in diesen Tagen das Nest verlassen sollte. es sei schon recht groß, mache aber keinerlei Anstalten sich endlich mal ums eigene Futter zu kümmern. Welche Eltern kennen das nicht :-))))?

Und als wir uns gerade auf den Rückweg machen wollen, entdecken wir dann doch noch unten am Strand einen Gelbaugenpinguin. Nach „vollbrachtem Tagwerk“ watschelt er gemütlich über den Strand nach hause in die schützenden Dünen. Er ist ziemlich weit weg und trotzdem sind wir natürlich glücklich einen dieser seltenen Vögel zu Gesicht bekommen zu haben. Wenige Minuten später folgt sogar noch ein zweiter. Also auch hier gilt wohl: je später, desto größer die Chancen die Tiere zu sehen.

Teil eins unseres Tierbeobachtung-Programms ist abgeschlossen, es folgt der Zweite, also zurück zu den Königs-Albatrossen am Taiaroa Head, dem äußersten Kap der Otago Peninsula.

Erst 1914 landeten die ersten Königs-Albatrosse auf den Wiesen auf dem Felsenkliff, 1920 fand man das erste Ei. Die großen Vögel verbringen die ersten fünf Lebensjahre, nachdem sie das Nest verlassen haben, ausschliesslich in der Luft, erst dann suchen sie sich einen Partner und beginnen zu brüten. Lustig ist, dass sie im ersten Jahr mit Partner lediglich „testbrüten“, sie bauen also ein Nest und machen alles so, wie richtige Eltern, nur ohne Ei. In manchen Dingen sind also Albatrosse klüger als Menschen. 🙂

Ihre Spannweite ist 3 Meter lang und wenn man sie in der Luft beobachtet, hat man das Gefühl, sie benötigen keinen einzigen Flügelschlag, sondern gleiten lediglich durch die Luft.

Wir sind zur besten Zeit da, denn zwischen Januar und März schlüpfen die Küken, sodass wir sicher sein können auch welche zu sehen. Schon am Besucherzentrum umkreisen sie in der Höhe das Kliff.

Nach einer knappen Einführung durch unseren Guide folgt der kurze Aufstieg auf den Berg, wo wir in ein Häuschen gelassen werden, das zum Hang hin vollverglast ist und uns so einen großartigen Blick aus nächster Nähe auf die fliegenden, aber auch die brütenden Vögel ermöglicht.

Leider sehen wir keinen landen, damit haben diese Vögel, wie wir alle spätestens seit „Bernhard und Bianca“ wissen, ein echtes Problem. Übrigens überschlagen sich die Vögel manchmal so schlimm, dass sie sich die Flügel brechen, echte Kamikaze-Piloten also. Und auch hier weisst uns der Guide darauf hin, dass die Bestände zurückgehen. Den Grund brauche ich wohl niemandem mehr zu sagen – Global Warming.

Der Abend endet trotzdem mit einer optimistischen Nachricht. Denn die Zahl der Blue Penguins, der kleinsten Pinguin-Art der Welt ist nicht gesunken, sondern in den letzten Jahren sogar gestiegen, hier zeigen die umfangreichen Schutzmaßnahmen also schon Wirkung. Eine lange Treppe führt vom Besucherzentrum am Taiaroa Head hinunter auf eine Plattform, die direkt oberhalb eines kleinen Strandes liegt. Die Sonne ist schon untergegangen, noch ist aber Dämmerung und der Strand ist voller kreischender Möwen. An der Seite auf den Felsen räkelt sich gelangweilt ein Seelöwe. In gespannter Erwartung stehen wir hier herum und schauen aufs Meer. Unter der Plattform sind Lichter angebracht, die den Strand sanft erleuchten. Das letzte Tageslicht ist verschwunden, es ist Nacht geworden.

Und dann kommen die Ersten. Erst sind es einzelne Pinguine, die mit der Welle an Land gespült werden, sich aufrappeln und loswatscheln. Doch die blauen Pinguine sind immer in Gruppen unterwegs und so sieht man schon bald auf dem glitzernden Meer dunkle Flecken, die aussehen, wie ein Fischschwarm. Aber es sind Gruppen von kleinen Pinguinen, die gemeinsam an Land gespült werden und dann im Tross Richtung Dünen marschieren.

Wer bis jetzt nicht in Pinguine verliebt war, muss es nach diesem Anblick sein. Diese Viecher sind einfach unglaublich süß. Es ist schon immer wieder irre zu sehen, was sich die Natur so alles hat einfallen lassen.

Noch ein bißchen glücklicher als an den vorangegangenen Abenden fallen wir heute spät ins Bett. Manchmal frage ich mich, ob mein Kopf groß genug ist um alle Eindrücke sicher in der Erinnerung zu behalten.

Neuseeland 2019 – zurück an die Ostküste und zu den Schotten

Zugegeben, da waren gestern doch noch einige blöde Wolken vor dem Mount Cook! Das dachte sich anscheinend auch der Berg selbst und wollte uns nicht fahren lassen, ohne sich noch einmal in voller Schönheit zu präsentieren!

Unser Ziel ist heute die ehemals schottische Siedlung Dunedin, doch davor wollen wir noch einen kurzen Abstecher zum größten Gletscher des Landes machen, zum Tasman Gletscher.

Die Wanderung an den See zu seinen Füßen ist kurz und steil, also genau das richtige gleich nach dem Frühstück und für meinen Schrittzähler. 🙂

Noch deutlicher sichtbar als im Hooker Valley, werden an diesem Gletscher die dramatischen Klimaveränderungen. Innerhalb weniger Jahre ist soviel Eis verloren gegangen, dass man sich ernsthaft fragt, ob man den Gletscher bei einem weiteren Besuch noch wiedererkennen würde. Noch vor wenigen Jahrzehnten hatte die eisige Zunge drei kleine Seen mit gletscherblauem Wasser versorgt, das über die Bergkante lief, heute erreicht der Gletscher die „Blue Lakes“ nicht mehr. Sie sind deshalb nur noch mit – grünem – Regenwasser gefüllt

Und so verlassen wir die wunderschönen „Southern Alps“ auch nachdenklich und in der Hoffnung, dass diese so beeindruckende Landschaft irgendwie überlebt.

Der Lake Pukaki, den wir auf den Hinfahrt nur im Nieselregen kennenlernen konnten, strahlt heute türkisblau. Eine unglaubliche Farbkombinationen: Der blaue Himmel, die kräftig grüne hügelige Landschaft und mittendrin dieses Türkis!

Den echten Farbflash gibt es jedoch wenig später. Denn mitten in der Hochebene wird auf einem riesigen Feld Lavendel angebaut. Den unvergleichlichen Duft hat man schon in der Nase, bevor man die Plantage erreicht.

Wir machen dort einen kurzen Zwischenstopp, eigentlich um Kaffee zu trinken, aber die kleine Bude verkauft nur Tees und Eis (alles natürlich mit Lavendel) und jeden Menge Lavendelprodukte. Nur genau das nicht, was ich gerne gekauft hätte, nämlich das klassische Lavendelsäckchen. Völlig egal – das Schönste ist eh der Blick über das knallig violette Feld voller „Alpine Lavender“

Die anschließende Fahrt auf der Küstenstraße ist wenig aufregend. Ein Dorf nach dem anderen, dazwischen immer wieder große Weiden mit wahlweise Unmengen von Schafen oder Unmengen von Rindern, ab und zu mal ein paar Pferden.

Unseren nächsten Zwischenstopp machen wir in Oamaru. Man sieht noch, dass die kleine Hafenstadt früher mal eine reiche Stadt gewesen sein muss. Es gibt so etwas wie eine historische Altstadt mit diversen gut erhaltenen neoklassizistischen Gebäuden. Das ganze kombiniert mit unzähligen kleinen und ungewöhnlichen Läden, die in den alten Lagerhallen am Hafen eingezogen sind und neben Schnickschnack und Antiquitäten alles mögliche an Kunsthandwerk und Handwerkskunst verkaufen.

Außerdem verfügt diese Stadt über ein „Steampunk“-Museum. Ich wusste bisher nicht mal, dass es „Steampunk“ gibt. Google sei Dank ist diese Wissenlücke nun geschlossen und einmal im Jahr treffen sich in Oamaru Steampunk-Freaks aus aller Welt. Was die dann dort genau machen, habe ich allerdings noch nicht verstanden.

Wir essen eine Kleinigkeit am Hafen, bummeln eine Weile durch die wenigen Straßen und über den Pier und freuen uns dort im Wasser einen der hier ansässigen Meeressäuger zu entdecken (ob es ein Seehund, eine Robbe oder ein Seelöwe ist, wissen wir nicht. Noch können wir die „Viecher“ nicht auseinanderhalten), bevor wir unsere Fahrt nach Dunedin fortsetzen.

Letzte Zwischenstation an diesem Tag ist ein weiterer Strand auf der Moeraki – Halbinsel. Dieser ist berühmt geworden Dank einiger Steine, denen die Maori und inzwischen sicherlich auch viele Esotheriker große Bedeutung beimessen. Sie sind etwa 65 Mio. Jahre alt und haben sich aufgrund eines komplizierten mineralischen Prozesses komplett rundgeformt. Und so liegen sie bis heute am Strand, wenn auch an einigen bereits der Zahn der Zeit genagt hat.

Neuseeland 2019 – Der Hooker Valley Trail – Nix für Alpinisten, aber für uns!

Wer hätte das gedacht!!! Nach einer Nacht mit reichlich Regen präsentiert sich der Morgen von seiner schönen Seite. Es läßt sich sogar die Sonne blicken und das ist auch gut so, denn heute wollen wir unsere erste Wanderung unternehmen, besser gesagt einen ausgedehnten mehrstündigen Spaziergang. Der Hooker Valley Trail führt zum Hooker Lake und dem gleichnamigen Gletscher, beides liegt unterhalb des Mount Cooks (Ihr erinnert Euch, dem höchsten Berg Neuseelands, der übrigens 3724 Meter hoch ist, also ordentlich!)

Schon in Deutschland hatten mir einige gesagt, dass ich mir wenig Hoffnungen machen sollte, den Berg auch wirklich zu Gesicht zu bekommen, denn meistens ist er verdeckt von dichten Wolken.

Natürlich sind wir auf dem Weg nicht alleine unterwegs. Um uns herum herrscht ein Sprachengewirr wie am Times Square, doch nie hat man das Gefühl mit einer Karawane durchs Tal zu ziehen, immer wieder ist man auch minutenlang ganz alleine unterwegs. Alle, die man trifft sind fröhlich und irgendwie ergriffen von dem, was die Natur hier „angerichtet“ hat.

Links und recht erheben sich majestätisch die Berge, im Tal, neben dem Weg fliesst der Fluss. Er macht mit seinem kraftvollen Getöse den meisten Lärm (neben fröhlich schnatternden Chinesen, die sich anscheinend immer viel zu erzählen haben und nur mal kurz innehalten, um das nächste Foto zu machen:-) )

Schon unterwegs geniessen wir den Blick auf riesige Gletscher, die sich über die Gipfel ziehen, doch auch hier hat der Klimawandel seine Spuren hinterlassen. Dass die Eismassen weniger geworden sind im Laufe der letzten Jahrzehnte, ist unübersehbar. Sie sind außerdem bedeckt von einer Steinschicht aus Geröll und Staub, doch an einigen Stellen blitzt das Eis in Gletscherblau durch das grau. Wir haben beide noch nie so viele Gletscher auf einem Fleck gesehen.

Für uns Mitteleuropäer ungewöhnlich ist die Vegetation. Links und rechts des Weges stehen eine Vielzahl blühender, fast tropischer Stauden, manche habe ich noch nie gesehen. Eine besonders hübsche Gelbe ist tückisch, denn nicht nur ihr Blütenstand hat kräftige Stacheln, auch ihre Blätter am Grund sind hart und sehr spitz.

Insgesamt dreimal überqueren wir den Fluss. Vor den Stahlseilbrücken wird darauf hingewiesen, dass maximal zwanzig Menschen gleichzeitig auf der Brücke unterwegs sein sollten, ich glaube wir sind die Einzigen, die darauf achten. Für Menschen mit Höhenangst ist das Nichts, denn obwohl die Brücken wirklich solide wirken, wenn sie ins Schaukeln geraten, tut man gut daran, sich festzuhalten.

Nach etwa 7 Kilometern erreichen wir das Ende des Hooker Valley Trails und stehen vor einem See, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Milchig-türkis breitet er sich am Fuße des Gletschers aus, riesige Gletschereisbrocken verteilen sich über den See wie kleine Inseln.

Einfach atemberaubend schön!!! Und trotzdem traurig, wenn man sieht, wieviel Eis bereits verloren gegangen ist. Hier zweifelt sicher niemand am „Global Warming“.

Und dann reißt auch noch der Himmel richtig auf und der vor uns liegende Mount Cook zeigt sich fast vollständig! Zu sehen ist jetzt nicht nur die Basis, sondern sogar die Spitze, lediglich umgeben von einem Gürtel aus Wolken.

Völlig zufrieden nach diesem wunderschönen Spaziergang drehen wir auf dem Rückweg noch einen Schlenker durch den kleinen Ort Mount Cook Village, essen einen Snack im Sir Edmund Hillary Alpine Center (Das Museum würdigt den Mann, der den Mount Cook als Trainingsberg für seine Mount Everest-Besteigung nutzte), bevor wir zurückkehren zum Campingplatz. Inzwischen ist es selbst in der Abendsonne so warm geworden, dass wir uns draussen einen Drink genehmigen, während ein sehr zutrauliches Kaninchen nur darauf wartet, dass von einem der Campingtische etwas herunterfällt. Erst als die langen Schatten über die Berge kriechen wird es so frisch, dass wir es uns drinnen gemütlich machen.

Übrigens zwei Dinge beeindrucken mich, seitdem wir in Neuseeland unterwegs sind: die öffentlichen Wege, selbst hier in the „Middle of Nowhere“, sind unglaublich gut in Schuß und dieses Land ist genauso sauber wie Singapur, egal ob auf Wanderwegen oder entlang der Landstraße, man sieht einfach keinen Müll herumfliegen! Wirklich klasse!

Neuseeland 2019 – Der Mount Cook oder – wie die Kenner sagen – der Aoraki

So nämlich heißt Neuseelands höchster Berg auf Maori und wer etwas auf sich hält, benutzt natürlich diesen Namen! Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich mit den Maori-Namen schwer tue – ich kann sie mir einfach nicht merken – was dazu führt, dass ich ständig und immer wieder auf die Landkarte gucken muss, um zu überprüfen, ob wir wirklich noch auf dem richtigen Weg sind.

Unseren ersten Tag nach der relativ langwierigen Übernahme des Wohnmobils haben wir vor allem auf der Straße verbracht, aber wenn der Neuseeländer von „Scenic Route“ spricht, dann meint er auch genau das: Eine Strecke auf der man immer wieder anhalten muss, einfach, weil es so schön ist, dass man nicht daran vorbeifahren kann, sondern aussteigen, einsaugen und fotographieren muss.

Wir haben Glück, denn lange Zeit ist das Wetter richtig schön, erst kurz vor unserer Ankunft zieht es zu und es beginnt ein bißchen zu regnen. Also auch das Wetter heute „typisch neuseeländisch“ :-)))

Das Farmland mit seinen unzähligen Schaafen und Rindern an der Küste haben wir hinter uns gelassen, es geht landeinwärts. Langsam wird es hügelig, dann bergig.

Immer wieder überqueren wir breite Flussbetten (heisst der Plural wirklich Flussbetten oder doch Flussbette??? Klingt beides merkwürdig?), in denen lediglich ein Rinnsal fließt, doch die Ausmaße lassen erahnen, wie es hier aussieht während der Schneeschmelze. Tausende von Tonnen Geröll werden hier aus den Bergen herabgespült. Der Isarlauf ist dagegen eine Pfütze!

Am Ende unserer Strecke passieren wir zwei große Seen, erst den Lake Tekapo, An seiner Südspitze machen wir kurz Pause. Es ist feucht, windig und richtig frisch geworden und trotzdem ist der Anblick dieses riesigen Gewässers einfach atemberaubend schön.

Den zweiten See fahren wir an seiner gesamten Westküste entlang und das sind etwa 25 Kilometer!!! Die Berge um uns herum werden immer höher, wir sehen die ersten Schneefelder, die den Sommer überstanden haben und riesige Geröllfelder. Die Berge hier sind anders bewachsen als in unseren Gebirgen, mit kleineren Büschen und Sträuchern, dazwischen immer wieder große Streifen mit nacktem grauen Geröll. Nicht unbedingt schön, aber eindrucksvoll.

Am Ende des langen Lake Pukaki liegt unser erster Campinglatz. Es ist eher ein Stellplatz am Fuße eines großes Massivs, ohne eingeteilte Parzellen, ohne Rezeption und nur ausgestattet mit ein paar Toiletten und Waschbecken. Wir haben trotzdem Glück noch ein Plätzchen zu finden, denn die White Horse Hill Camping Area ist voll belegt mit Wohnmobilen und ganz tapferen Campern, die mit Zelt und Auto unterwegs sind, was in dieser Nacht kein Spaß ist, denn es regnet stundenlang. Das Publikum ist bunt gemischt, altersmässig gehören wir irgendwo in die Mitte, denn neben Familien und jungen Paaren sind auch richtige Senioren hier unterwegs.

Und während wir uns in Europa bei unseren Wohnmobiltouren immer anhand der Kennzeichen leicht ausrechnen können, woher unsere Mitcamper kommen, ist das hier unmöglich, denn fast alle fahren natürlich gemietete Fahrzeuge.

Noch hängt uns der Jetlag ein kleines bisschen in den Knochen und so fallen wir erschöpft, aber beseelt vom Tag, ins Bett.

Ich hatte bei der Wohnmobilbuchung mit Absicht ein Modell ausgesucht, bei dem das Bett hinten quer eingebaut ist und es rundherum große Fensterscheiben gibt. Leider waren heute Abend so viele Wolken am Himmel, dass wir keine tolle Aussicht geniessen konnten. Aber ich bin mir sichern, dass sich genau DAS auf dieser Reise noch auszahlen wird! 🙂