Auch den zweiten Teil unserer Anreise haben wir gut überstanden. Zu behaupten, die 10 Stunden wären wie im Flug vergangen, stimmt zwar objektiv, trotzdem sind wir beide froh, dass wir nun erstmal ein paar Wochen in kein Flugzeug steigen müssen.


Ankunft in Christchurch ist am späten Vormittag und der längste Teil der Einreiseprozedur ist der Abschnitt „Biosecurity“. Erst wird man befragt, ob man irgendetwas Lebendiges/Essbares oder ähnliches dabei hat, dann werden die Schuhe streng kontrolliert, Christoph muss seine Wanderschuhe auspacken, dann steht man in der nächsten Schlange (um die Schuhe vorzuführen und wieder Fragen zu beantworten), dann geht das ganze Gepäck nochmal durch die Durchleuchtung und erst, wenn das geschulte Auge der Biosecurity-Polizisten dort nichts Verdächtiges entdeckt, ist man angekommen. Aber wenn es hilft das Einschleppen von was auch immer zu verhindern, soll es mir recht sein.



Unser Hotel liegt direkt hinterm botanischen Garten am Rande der Innenstadt, nennt sich „Chateau on the Park“, erinnert aber eher an kanadische Landhausbauten, flache Holzbauten, umgeben von einem hübsch angelegten Blumenpark.


Nach einem kurzen Nickerchen machen wir uns – natürlich zu Fuß – auf in die Stadt. Schon auf der ersten Grünfläche hören wir laute Musik, am anderen Ende des großen öffentlichen Parks findet ein Musikfestival statt und es wirkt so, als sei ganz Christchurch angereist von jung bis deutlich reifer, von schick bis abgerockt. Aus der Mischung der Konzertgäste lässt sich nicht erschliessen, was uns hier musikalisch erwartet. Erst Google klärt uns auf, es spielen ein paar neuseeländische Bands, unterstützt von Musikern aus Australien und Europa. Der DJ kommt aus London und morgen spielt auf der gleichen Bühne unter anderem TOTO (ich wusste nicht mal, dass es die noch gibt!!!)



Gleich hinter dem Festivalgelände beginnt die Innenstadt mit den großen historischen Anlagen des alten College, das heute nicht mehr oder, besser gesagt, noch nicht wieder, vollständig steht.
Christchurch wurde im Februar 2011 von einem starken Erdbeben erschüttert. Diese Naturkatastrophe hat nicht nur 185 Menschen das Leben gekostet und ca. 5900 verletzt, es hat auch diese Stadt stark verwundet, die vorher die zweitgrößte Neuseelands war.
Hier durch die Straßen zu laufen nach zwei Tagen Glas-undStahl-Glitzer in Singapur, ist in vielerlei Hinsicht surreal.




Man kann heute noch erahnen, wie hübsch Christchurch gewesen sein kann, doch davon ist vieles zerstört. Nagelneue moderne Gebäude wechseln sich ab mit Baubrachen. Plätze, umgeben von Bauzäunen und voller Schutt, daneben hübsch restaurierte Häuser und wieder nebenan mit Stahlgerüsten abgefangene Fassaden, um den Einsturz zu verhindern.
Ich war noch nie in einer Stadt wenige Jahre nach einem schweren Erdbeben. Diese wirkt wie eine klaffende, aber langsam heilende Wunde. Christchurch hat sich nicht aufgegeben, sondern ist – trotz allem – sehr lebendig.

Das alte College ist bereits zu Teilen restauriert, die anderen müssen warten, bis genug Geld zum Wiederaufbau gesammelt werden konnte. Gleiches gilt für die alte Kathedrale. Auch sie wartet noch auf ihre Sanierung.

Andere, vor allem wenig schützenswerte große Bürogebäude stehen einfach nur leer da, ob sie saniert oder abgerissen werden, erschließt sich uns nicht.

Und trotz all dieser Schäden, die man garnicht verbergen kann (bis 2016 konnten alleine 12000 Wohnhäuser nur noch abgerissen werden), ein Teil der Stadt wurde sogar aufgegeben, haben wir hier nicht Gefühl nur Depression zu spüren.




Das Musikfestival ist an diesem Wochenende nicht das einzige Kulturereignis der Stadt, parallel findet ein Gaukler- und Strassenkünstlerfestival statt. Auf Plätzen und in den Höfen des alten College wird jongliert, performt und gesungen, in einem Spiegelzelt treten Musiker auf und viele Bauzäune sind bunt verziert. Diese Stadt, so hat man das Gefühl, stellt sich der Katastrophe entgegen.



Christchurch ist nicht hübsch, aber hat es verdient, dass man es besucht!!
Und heute machen wir uns auf den Weg Richtung Mount Cook!
Aber der Reihe nach….








Nicht nur im chinesischen Viertel, aber dort natürlich ganz besonders, laufen zur Zeit die Vorbereitungen für das chinesische Neujahrsfest und so trifft man in der Löwenstadt (Singha = Löwe) im Augenblick überall Schweine. Die ganze Stadt ist mit den pinken Tierchen in allen Größen dekoriert.





Noch einmal lassen wir uns zu einem späten Mittagessen in einem Hawker nieder, anschließend geht es zurück zum Hotel, denn am frühen Abend geht bereits unser Flug nach Christchurch.

Noch einmal früh aufstehen. Um kurz nach 6 klingelt unser Wecker, kurz danach steht eine Hotelmitarbeiterin mit einem Körbchen vor der Tür, es gibt frischen Tee und Kaffee. Das einzige, was diesen Morgen ein bisschen trübt, ist meine Rippenprellung. Um Punkt sieben treffen wir uns am Nationalparktor mit einem fröhlich strahlenden Ranger. Mit ihm sind wir zu einer zweistündigen Walksafari verabredet. Auch wenn wir keine neuen Tiere sehen, ist diese Perspektive nochmal eine andere, die Antilopen begegnen uns auf Augenhöhe, kein Motor brummt und man spürt die Vibration des Savannenbodens, wenn die Zebras angaloppieren. Das alles in dieser so friedlichen Morgenatmosphäre.

Die ersten Zebragruppen galoppieren noch davon, dann aber treffen wir eine Familie, die stehenbleibt und sich ihre merkwürdigen ungestreiften Verwandten interessiert aus der Nähe ansieht. Unsere Pferde sind zwei ehemalige kenianische Rennpferde und ein im eigenen Stall gezogener Pony-Grosspferd-Mix. Alle drei sind absolut unerschrocken in diesem Gelände, selbst große Rinder- und sogar Büffelherden – bringen keinerlei Unruhe in unsere kleine Gruppe. Zum Abschluss unseres zweistündigen Ausflugs galoppieren wie eine schöne Strecke durch die Savanne und vergessen ausnahmsweise mal den aufmerksamen Blick in die Natur.














































Zweiter Tag im Queen Elizabeth Nationalpark und das nach einer ziemlich lauten Nacht. Fledermäuse tobten zwischen der Innen- und Aussenplane unserer Zeltbehausung hin und her während mindestens ein Nilpferd laut röhrend durchs Camp marschierte und mit seinen Kollegen im Kanal kommunizierte. Wir wollen heute in den südlichen Sektors des Parks um dort die Löwen von Ishasha aufzuspüren. Das besondere an diesen Tieren ist, dass sie, nicht wie ihre Kollegen in den anderen Nationalparks, am Boden leben, sondern auf Bäume klettern. Sie zu finden ist aber Glücksache und nach etwa anderthalb Stunden im Park und keinerlei Tipps von Rangern oder anderen Guides, mit denen Noel regelmäßig telephoniert, geben wir auf. Es ist das erste nicht erreichte „Ziel“ unserer Safari, das wir aber alle ohne große Schwermut wegstecken. Schließlich haben wir im Verlauf unserer Reise schon so viel erleben dürfen, dass dies nicht einmal ein bißchen wehtut (ausser vielleicht Noel, der wirklich durchgehend bemüht ist, alles zu zeigen, was möglich ist!!!).



















Christoph und ich stellen beide fest, dass wir Löwen bisher eher mäßig spannend fanden, so in freier Wildbahn ist es aber doch ein tolles Erlebnis.











Nach etwa einer halben Stunde Spaziergang durch den Wald entdecken wir die erste Gruppe, es sind 5, vielleicht sechs Tiere, die relativ weit oben in einer Baumgruppe mit Fressen beschäftigt sind. Ausführlich können wir sie beobachten, wenn auch der Blick durch das dichte Astwerk erschwert wird. Irgendwann macht sich die Affengruppe aus dem Staub. Nun wird es etwas hektisch, denn unser erfahrener Ranger, er ist einer der Seniors des Parks will die Tiere am Boden verfolgen. Eine Viertelstunde lang pirschen wir durchs dichte Unterholz, immer die Warnung unseres Guides im Kopf, dass so manche Pflanze Ausschläge hervorrufen kann. Dann ist es geschafft, ihr haben die Gruppe wiedergefunden, sie hat sich unterwegs vergrößert. Es sind noch mehr Schimpansen, diesmal am Stamm eines Baumes und nur wenige Meter über uns. Völlig unbeeindruckt setzen sie ihre Mahlzeit fort, eine großes Muttertier hat zusätzlich ein Stück eines frisch gerissenen kleinen Affens (natürlich einer anderen Art) im Maul. Einige verlassen zwischendurch den Baum, laufen ein paar Meter vor uns völlig entspannt über den Waldboden und verschwinden im Dickicht.








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Die nächste Nacht verbringen wir bereits im Queen Elizabeth Nationalpark.
Aufbruch in Murchison Falls. Unsere nächste Station ist Fort Portal, 350 Kilometer weiter im Süden und jeder brechen wir in aller Herrgottsfrühe auf, nämlich gegen sieben Uhr. Warum so zeitig, werde ich erst im Laufe des Tages verstehen, denn eigentlich ist heute kein weiterer Programmpunkt geplant und die Distanz erscheint mir nicht soooo weit. Schon nach wenigen Kilometern wird aber deutlich, warum Noel so viel Zeit eingeplant hat. Unsere gesamte Strecke führt, bis auf insgesamt vielleicht 30 Kilometer, über reine Sandpisten, auf der auch noch alle paar Meter gebaut wird, denn irgendwann soll hier eine ausgebaute Schnellstraße den Norden mit dem Süden verbinden. Schnell von A nach B, also komplette Fehlanzeige, stattdessen immer wieder kurzfristig Fenster zuschieben bzw. hochkurbeln, wenn uns ein größeres Fahrzeug entgegenkommt, um zu verhindern, dass der gemeine rote feine Staub sich im ganzen Auto ausbreitet.




