Uganda 2018 – Tiere, Tiere und noch mehr Tiere!!!

(Zu früh gefreut 🙂 kaum hatte ich vom WLAN berichtet, war es auch schon wieder weg – jetzt aber!!)

Der Nationalpark Murchison Falls ist der größte Park Ugandas und unsere erste Safari-Station. Schon um viertel vor 6 ging es los, denn unser Guide Noel wollte, dass wir die erste Fähre über den Nil erreichen, um möglichst früh im Park zu sein. Ich hatte, ehrlich gesagt, wenig Vorstellungen, was mich dort wirklich erwarten würde und so war ich schon beeindruckt, als ich, von der Fähre aus, die ersten Flusspferde im Uferbereich entdeckte. Und aus diesem Staunen sind wir alle den ganzen Tag nicht mehr herausgekommen. In den 5 Stunden im Auto und einer anschliessenden Fahrt auf dem Nil haben wir so unendlich viel „Viechzeug“ aus nächster Nähe gesehen, das wir nur aus dem Zoo kannten. Es war so unendlich beeindruckend, was wir an diesem Tag erleben durften, dass es mir noch immer ein bisschen die Sprache verschlägt. Deshalb gibt es heute einfach ganz viel zum Gucken und lediglich eine herausgesprudelte Liste der größten Highlights: Kämpfende Antilopen, weidende Büffel, ein schlafender und ein jagender Leopard, badende Elefanten, tiefenentspannte Flusspferde, satte Nilkrokodile, in den Bäumen grasende Giraffen und jede Menge unterschiedlichster behörnter Springböcke, Rehe, Hirsche und und und…….Es war einfach toll!!!! Und jetzt gibt’s was zum Gucken:

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Uganda 2018 – Traumhafte Tage ohne WLAN

Nein, ich habe den Spaß am Schreiben nicht verloren, lediglich den Zugang zur modernen Welt des Internets. Unsere letzten drei Lodges waren zwar großartige Herbergen (jedenfalls zwei davon, die dritte war alternatives, aber nicht so super), aber leider ohne Internet-Zugang. Geschrieben habe ich natürlich trotzdem, deshalb nun eine geballte Ladung Uganda. (Bis das WLAN in die Knie geht :-))))

Uganda 2018 – Die Safari beginnt!

Unser erstes Ziel liegt im Mittelwesten Ugandas – der Murchison Falls Nationalpark. Unser Fahrer widerlegt erstmal alle Erfahrungen der letzten Tage und ist pünktlich auf die Minute. Mit Noel, der im morgendlichen Berufsverkehr allergrößte Nervenstärke beweist, machen wir uns auf den Weg. Gut 300 Kilometer liegen vor uns und das nur am Anfang auf Asphaltpisten. Das erste große Hindernis ist ein Strassenmarkt noch in Kampala. Auf einer Länge von etwa einem Kilometern quälen wir uns an unzähligen Ständen und Menschenmengen vorbei, Die Meisten, so wirkt es vom Auto aus, kaufen oder verkaufen Kochbananen (vermutlich für Matoke). Riesige Stauden stapeln sich links und rechts der Straße und auf den – natürlich in zweiter Reihe abgestellten – LKW.

Bis wir endlich auf dem Land sind, geht es durch diverse Vorstadtsiedlungen, in denen es neben kleinen Läden, Strassenständen mit Lebensmitteln und Mobilfunkanbietern immer auch eine leere Fläche gibt, auf der Autos und Motorräder gewaschen werden. Autowäsche ist – sagt mir Noel – wichtig für die Ugander! wer es sich leisten kann wäscht seinen Wagen regelmässig.

Dann zieht es sich. Ein paar Kilometer Landstraße, gesäumt von Maniok- und Teefeldern, Gemüsegärten und Buschland, dann wieder ein Dorf mit ein paar wenigen Häusern, einem Laden und ein paar Ständen. dann wieder ein paar Felder und Büffel und das nächste Dorf.

Je weiter wir uns von Kampala entfernen, desto ursprünglicher wird es. Die gemauerten Häuser wechseln sich ab mit afrikanischen Rundhütten (in den meisten wird heute nur noch gekocht) und die Kleidung wird traditioneller. Insbesondere die Frauen sind häufiger in traditionellen farbenfrohen afrikanischen Kleidern zu sehen.

Highlight auf dieser auf Dauer doch eintönigen Fahrt, ist ein uns entgegenkommender Konvoi. Mit absurd schneller Geschwindigkeit für diese Straßenverhältnisse (und für die vielen Kinder und Ziegen auf der Straße) schießt eine Kolonne aus mehreren, bis an die Zähne bewaffneten Militärfahrzeugen und zwei Limousinen an uns vorbei. Laut Noel ist dort der Präsident auf dem Weg nach Kampala unterwegs.

Die ersten Tiere dürfen wir schon vor dem Mittagessen bestaunen, denn unsere erste Station ist die Rhino Sanctuary. Dort werden seit 1983 die, in Uganda seit den 70er Jahren ausgestorbenen, Breitmaulnashörner in einem 70 Quadratkilometer großen Areal gezüchtet. Aktuell sind es 21 dieser Tiere. Wenn die Zahl von 40- 50 erreicht ist, soll mit der Auswilderung begonnen werden.

Noel bringt uns, begleitet von einem Ranger des Parks, über kleine sandige Pisten ins Innere der Savannenlandschaft. Anschliessend marschieren wir im Gänsemarsch los. Ein Ranger vorne, einer am Ende. Nach etwa 10 Minuten sehen wir die ersten Nashörner. Es sind sieben Tiere, die es sich im Schatten eines großes Gebüschs gemütlich gemacht haben.

Wir dürfen bis auf nur etwa 15 Meter an die Tiere heran. Keiner unserer Ranger ist bewaffnet, was, zumindest mir, kurzfristig ein mulmiges Gefühl macht. Uns wird alles mögliche erklärt, zum Beispiel, dass sie bis zu 150 Kilo am Tag fressen, dass sie bis 45 km/h schnell werden und auch gerne mal 3 km am Stück rennen können. DAS sind die wahren Konkurrenten für Usain Bolt!!

Etwa eine halbe Stunde durften wir uns bei der Gruppe aufhalten, dann ging’s zurück zum Wagen. Eines der Nashörner heisst übrigens „Obama“, weil eins der Elterntiere aus Kenia und das andere als Geschenk aus den USA stammt. „Trump“ wird hier sicher kein Tier je genannt! Und noch ein Tipp, für alle die je ein Nashorn treffen.

Breitmaulnashörner, sogenannte „White Rhinos“ sind freundlicher als Spitzmaulnashörner (Black Rhinos), sollte doch mal eines auf Euch zurennen, versteckt Euch hinter dem nächsten Baum oder Busch. Die Tiere sehen sehr schlecht und suchen immer die Weite auf der Flucht.

Nach diesem großartigen Erlebnis zum Einstieg geht unsere Fahrt weiter zu unserer Lodge, der Murchison River Lodge, direkt am Nil, und sind ganz aufgeregt, dass wir wenige Kilometer vor der Lodge bereits die ersten Affen treffen. Paviane und eine weitere Art, deren Name ich nachreichen muss.

Die Lodge ist zauberhaft gelegen und ein sehr besonderer Ort. In den Zimmern gibt es nur kleine solarbetriebene Funzeln und keine Steckdosen. Kameras oder Telefone werden zentral an der Bar geladen. Geht auch! Besonders lustig: die Nilpferde hört man nicht nur, man wird nachts auch vom Restaurant in die Cottages begleitet, wie die Hippos manchmal nachts durch die Lodgeanlage streifen (soweit Hippos eben „streifen“ können).

Aufstehen am nächsten Morgen 5:15 Uhr, 5:45 Frühstück, 6:15 geht es mit einer kurzen Fähe über den Nil und zu unserem ersten mehrstündigen Gamedrive. Dazu morgen mehr

Uganda 2018 – Tag drei in Kampala – Kostenloser Zirkus, (k)eine Bootstour und ein kulturelles Feuerwerk

Noch einmal lange schlafen und den Tag ganz gemütlich beginnen, das war der Plan für den gestrigen Tag. Mit dem Wissen, dass unsere Safaritour Frühaufsteher aus uns machen würde, hielten wir das Programm für diesen Tag bewußt sparsam. Wir waren lediglich am späten Nachmittag verplant. Meikes Chef Mark hatte eine Bootstour auf dem Victoriasee organisiert, anschliessend wollte uns Semwezi zu einem – wie er sagte – „Restaurant mit Tanz und Musik“ – führen. Endlich also afrikanisches Essen für unsere kulinarischen Entdeckungsreisenden (Christoph und Lukas).

Zunächst verlief auch alles nach Plan. Wir frühstückten von zwölf bis zwei, anschliessend wurde gelesen, ein bisschen gepackt und „gechillt“ – alles auf der gemütlichen Terrasse unseres Hotels.

Während wir dort saßen, konnten wir beeindruckt beobachten, wie ein junger Mann durch die Bäume kletterte, um dort umfangreiche „Baumpflegearbeiten“ durchzuführen. Genauer gesagt, sollte er für eine gerade entstehende Terrasse, einen Baum weitgehend entfernen und das tat er auch. Kurzzeitig sorgte ein heruntergefallener Ast für Aufregung, da dieser ein Stromkabel getroffen hatte und es kräftig blitzte.

Artistisch war das, was der junge Mann zu bieten hatte, eine glatte Eins, wenn auch nichts für schwache Nerven.

Der Nachmittag nahm dann allerdings eine etwas andere Wendung, denn auch in Uganda gibt es Sturm und Platzregen. Und eben ein solcher zog auf, kurz bevor wir mit dem Sammeltaxi (Matatu) von Mark abgeholt wurden. Nach einem kurzen Telefonat war klar: heute findet keine Bootsfahrt statt. Da ich bekanntermaßen leicht seekrank werde, war ich über die Absage alles andere als traurig.

Die dazugewonnene Zeit haben nutzten wir erneut an der Bar und zum Chillen, bevor wir – bereits gegen 5 – zum Essen aufbrachen. Nach etwa einer Stunde waren wir zumindest bei Semwesi, dem Ugander, der uns bereits am Tag zuvor die Stadt gezeigt hatte.

Eine weitere Dreiviertelstunde später, nach einigen Irrfahrten durch Kampalas bessere Wohngegenden, wo die Lehmstrassen nach dem Regen ebenfalls aufgeweicht und teilweise unpassierbar waren, erreichten wir unser Ziel – das Ndere – Center. Ein Kulturzentrum, auf das manches Land der „ersten Welt“ stolz wäre.

Fast drei Stunden lang wurden wir verwöhnt, verzaubert, begeistert, überrascht, beeindruckt von Tänzen und Gesängen der unterschiedlichen Stämme Ugandas. Das ganze angereichert mit all den Instrumenten, die wir schon im Center erleben konnten und einigen – insbesondere Trommeln – mehr.

Dazu gab es ein Barbecue, das zumindest teilweise ugandisch anmutete. Endlich konnten wir das Nationalgericht Matoke probieren – ein Kochbananenbrei mit rosaner Erdnusssoße. Kann man gut essen, wird aber sicher nicht meine neue Leibspeise.

Mal wieder gilt, dass man die Energie dieser Aufführung, die übrigens auch von sehr vielen Ugandern besucht wurde, mit Photos nicht ausdrücken kann, aber vielleicht macht es denen, die es sehen und lesen, ein bisschen Lust darauf, dieses Land näher kennenzulernen.

Ob ich es heute Abend noch schaffe, vom heutigen Tag zu berichten, weiss ich noch nicht. unsere Lodge hat lediglich Solarstrom auf den Zimmern, Elektrogeräte können nur an der Bar geladen werden und ich muss früh ins Bett. Um 6:20 beginnt unsere erste richtige Tierbeobachtungsfahrt. Nur schon kurz vorab:

Wir haben heute schon Nashörner gesehen, Paviane, irgendwelche anderen Affen, Warzenschweine, verschiedene Vögel und – hahaha – die Präsidentenlimousine! Es ist fürchterlich spannend und gibt viel zu berichten.

Und während ich dies bei Handylampe auf der Terrasse der Lodge schreibe, grunzt direkt unter mir im Nil eine ganze Horde von Nilpferden!!!! GROSSARTIG!!!!

Uganda 2018 – Kampala, Tag zwei – von hässlichen Vögeln, schönen Menschen und reichlich Kunsthandwerk

Auch bei der mir möglichen, wohlwollendsten Betrachtung: Kampala ist keine schöne Großstadt, sondern ein Moloch, immer am Rande des Verkehrsinfarkts. Wir hatten die Freundin einer Hamburger Freundin kontaktiert und Ida fand sich sofort bereit uns ihre Heimatstadt zu zeigen. Auf der Autofahrt in die Innenstadt hat mich neben dem Verkehrschaos, bestehend aus Privat-PKW (bevorzugt älteren Baujahres), zahllosen Mopeds (genutzt vor allem als Taxis und Warentransporter) und ebenso vielen Minibussen (die die Stadt als Sammeltaxis durchpflügen), besonders beeindruckt, was man aus dem Auto heraus alles kaufen könnte, wenn man denn will: Neben dem Üblichen „unverzichtbaren Kleinkram“, wie Handyhüllen, Knirps-Regenschirmen und Plastiksonnenbrillen, gab’s auch lose Stapel Suppenteller, Stoffballen, Kochtöpfe, Obst und sogar Großpackungen Toilettenpapier. Alles auf dem Kopf und auf zwei Händen entlang der Autoschlange balanciert.

Leider wird der heutige Blog aus mehreren Gründen arm an Fotos sein. Zum Einen ist das Fotografieren sämtlicher offizieller Gebäude verboten (lohnt sich auch nicht wirklich, wenn ich auch nicht verstehe, wovor das offizielle Uganda Angst hat), zum Anderen lassen sich die Menschen hier nicht gerne ungefragt fotografieren, was ich gut verstehen kann, was aber Schnappschüsse in einer überfüllten Großstadt fast unmöglich macht. Hinzu kam, dass das Menschengewusel streckenweise so unübersichtlich war, dass es besser war, sich auf das, was wir bei uns trugen, zu konzentrieren, anstatt Kameras auszupacken.

Das Zentrum besteht aus einigen wenigen hübscheren Gebäuden aus der englischen Kolonialzeit, der Rest sind ziemlich schmucklose, teils heruntergekommene große Geschäftsgebäude aus den Siebziger und Achtziger Jahren. Quadratisch, praktisch, hässlich und wahrscheinlich von Architekten gebaut, die man in der DDR wegen Geschmacksverirrung aussortiert hatte.

Noch hässlicher allerdings als die Gebäude, ist die „fliegende Müllabfuhr“ der Stadt. Überall in Kampala ziehen am Himmel riesige Vögel ihre Kreise. Es sind Marabus aus der Familie der Störche, die neben ihrer Größe aber wenig gemein haben mit den stolzen Störchen, die wir so kennen. Aber, sie haben eine überaus wichtige Funktion. Denn alles, was an essbarem Müll irgendwo auf der Strasse oder in Hinterhöfen landet, wird von ihnen sofort verspeist. Schade, dass sie sich noch nicht von Plastik ernähren können, dann wäre diese Stadt innerhalb kürzester Zeit blitzsauber, denn Marabus gibt es wirklich viele. Sie sitzen und brüten sogar in den Bäumen mitten in der Innenstadt. Wenn sie abheben und nur knapp über die Köpfe hinweg fliegen, hält man schon mal kurz den Atem an.

Unsere erste Station war der Crafts-Market von dem Meike schon im Vorfeld geschwärmt hatte. Auf einer Fläche, vielleicht so groß, wie ein halbes Fussballfeld, haben sich dort in dichten Reihen kleine Kunsthandwerk-Geschäfte angesiedelt. Zu kaufen gibt es dort – natürlich – hölzerne Tierfiguren in allen Größen, Klamotten aus bunten afrikanischen Stoffen, Masken, Trommeln, Schmuck und jede Menge Holzlöffel. Und auch wenn die meisten Geschäfte in etwa das gleiche Sortiment haben, und man nach dem dritten Lädchen denkt, dass man nun alles gesehen hätte, lohnt sich ein Rundgang und ein zweiter Blick. Viele der Geschäfte haben dann eben doch den ein oder anderen Artikel, der kein kunsthandwerkliches „Massenprodukt ist, sondern etwas Besonderes. So gab es in einem Laden Kinderspielzeugautos aus Draht und Kronenkorken angefertigt. In einem anderen wurden aus den gleichen Kronenkorken – überzogen mit afrikanischen Stoffen – Topfuntersetzer angeboten und so konnte man fast überall irgendeine kleine Überraschung entdecken.

Auf dem Markt herumgeführt wurden wir von Semwezi, einem Verwandten unserer Hamburger Freundin. An ihn hatte Ida uns „übergeben“. Da er, im Gegensatz zu Ida, Spass am Herumlaufen hat, erledigte sie währenddessen ihre Besorgungen mit dem Auto.

Mit ihm liefen wir kreuz und quer durch die 4-Millionen-Metropole, liessen uns in die ugandische Geschichte einweisen und löcherten ihn mit Fragen, die er gerne und umfassend beantwortete. Semwezi betreibt selbst ein kleines Safariunternehmen und eine Farm, auf der er versucht, möglichst nachhaltig und ökologisch zu wirtschaften. Gemeinsam mit einem Partner in Kenia, versucht er seine Landsleute für Recycling und neue Produktionsmethoden zu begeistern und zeigte uns deshalb Fotos von ganz einfachen Konstruktionen zur Gewinnung von Biogas, die eigentlich nur aus Planen, Kunststoffsäcken und Dung bestehen. Das erzeugte Gas nutzt er für seinen Hühnerbrüter und für Trockenschränke, in denen er Ananas trocknet.

Bei einer kurzen Sightseingpause und einem kühlen Bier packte Semwezi ein Fotobuch aus. Das hatte er extra mitgebracht, um uns anhand seiner Familie zu zeigen, wie in Uganda gelebt wird. Er sprach stolz von einer etwas verrückten Großtante, die – selbst bugandische Prinzessin – nicht nur einen englischen Prinzen datete, sondern auch die erste schwarze afrikanische Frau war, die in Cambridge studierte. Sie wurde erst Model, dann UNO-Botschafterin Ugandas, bis sie ihren Posten wegen Idi Amin verliess. Semwezis Vater war engster Mitarbeiter des bugandischen Königs. Buganda ist das größte Königreich Ugandas, die verschiedenen Herrscher haben zwar schon lange keine politische Macht mehr, sind aber als moralische Instanz noch immer wichtig für das Land. Leider konnte ich mir nicht alle Geschichten merken, die Semwezi uns erzählte, aber es war einfach schön, ihn über seine große Familie sprechen zu hören.

Nach unserer kurzen Pause besuchten wir einen weiteren Crafts Market und hielten uns dort besonders lange bei einem Kunsthändler auf. Dieser alte Mann, saß im Anzug und mit einer großen bunten Schürze vor dem Latz, an einem Pult, umgeben von Bildern aller Größen und Stile und hatte eindeutig Spaß an unserem Besuch. Er war gebildet und belesen, sprach ein paar Wörter deutsch, ansonsten ein sehr gewähltes Englisch, kannte sich in Europa aus und als er erfuhr dass Lukas Koch wird, wollte er von ihm alles ganz genau wissen. Wie lange seine Ausbildung braucht, was wir am liebsten von Lukas‘ Gerichten essen usw. usw. . Am Ende liess er sich von Lukas sein Gästebuch unterschreiben, weil er sich sicher war, dass jemand, der so begeistert vom Kochen erzählt, irgendwann ein berühmter Chefkoch wird.

Unsere letzte Station an diesem Tag sollte ein großer Lebensmittelmarkt von Kampala werden. Soweit das Auge reichte, reihte sich hier Stand an Stand. Kunstvoll zu kleinen Pyramiden aufgetürmt gab es hier Obst und Gemüse, vor allem Kasava, Süsskartoffeln und Yam, Mangos, Passionsfrüchte, Wassermelonen und riesige Ananas. Im hinteren Bereich wurde das Angebot proteinreicher. In riesigen Eimern wurden frittierte Heuschrecken angeboten, aber auch ganze Hühner, Rind und Ziegenfleisch sowie riesige Viktoriabarsche lagen in den Auslagen. Seit Vietnam stelle ich mir die Frage nach der Kühlung all dieser frischen Produkte nicht mehr, für Lukas mit seinem professionellen Blick als Koch, warf das dann doch nochmal ein paar unbeantwortete Fragen auf 🙂

Eingekauft haben wir natürlich auch etwas, nämlich Zimtrinde, wunderbar duftenden ugandischen Tee und hiesigen Kaffee. Nach dem kleinen Abenteuer Markt wollten wir nach Hause und Semwezi besorgte uns einen vertrauenswürdiger Uber-Fahrer, der uns heimbrachte. JA, in Uganda gibt es Uber!!!

Der gleiche Michael sollte uns eigentlich abends auch wieder abholen, um uns zu einem äthiopischen Restaurant zu bringen, stellte sich aber als nicht so zuverlässig heraus. Um 7 waren wir verabredet, um Viertel nach acht war von Michael noch immer nichts zu sehen, entschuldigte sich aber per WhatsApp, dass er im Stau stehen würde, aber gleich bei uns sein würde. Um viertel vor neun haben wir die Fahrt dann gecancelt. Auch das ist Afrika :-))))

Statt Injera und Wot also Pizza und Pasta zum Abendessen. Geht auch, wenn man im Garten in einer lauen Nacht draussen sitzt und die Lichter der Stadt in der Ferne sieht.

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Uganda 2018 – Kampala

Erst heute morgen haben wir so richtig wahrgenommen, wo uns der Fahrer gestern Abend hingebracht haben. Ein wunderschönes Fleckchen mit Blick auf den Victoriasee. Der gelbe Jeep, der uns in die Karibu Lodge brachte, hatte schon gestern so einige Probleme, heute morgen wurde er erstmal gründlich unter die Lupe genommen und ein Getriebeschaden repariert. Ich war ehrlich froh, als mir unser Fahrer grinsend mitteilte, dass dieser Wagen NICHT unser Safari-Fahrzeug werden würde 🙂

Nach einem ausführlichen Frühstück brachte er uns nach Kampala, wo Christophs Jüngste, Meike, seit August ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Seit 5 Monaten lebt sie inzwischen hier und bis sie uns im Hotel in die Arme fiel, hatte ich nicht wirklich eine Vorstellung davon, mit welcher Selbstverständlichkeit sie dieses völlig andere Leben angenommen hat. Sie bewegt sich im Strassenchaos, das eher lehmigen Pisten gleicht, wie ein Fisch im Wasser. Es ist schön zu sehen, dass es ihr hier so gut geht.

Nachdem sie uns kurz auf den aktuellen Stand gebracht hat, machten wir uns zu Fuß auf den Weg in „das Center“, Meikes Arbeitsplatz. Wäre es nach ihr gegangen, wären wir alle mit Motorradtaxis, sogenannten „Bodas“ gefahren. Mein, in der Familie gut bekannter, Vorbehalt gegen motorisierte Zweiräder konnte diesen Plan – zumindest vorläufig – verhindern. Bis ich auf eins dieser Dinger steige, muss ich noch sehr viel Vertrauen fassen :-)). Schon auf der Fahrt nach Kampala hatte wir an diversen Ecken Gruppen junger Männer gesehen, die auf ihren Mopeds „rumlungerten“ und ich hatte die naive Vorstellung, dass sich die Jungs halt zum Plaudern und Posen versammeln, jetzt weiss ich, sie alle warteten auf Kundschaft.

„Das Center“ ist die Sosolya Dance Academy. In zwei eingeschossigen Häusern links und rechts eines lehmigen Wegs, mitten in einem Stadtteil, der auf uns wirkt wie ein Armenviertel, leben dort rund 50 Kinder und Jugendliche. Die Lebensgeschichten dieser Kinder sind unterschiedlich, nur eins verbindet sie alle: Dort, wo sie herkommen, könnten sie nur mit Mühe überleben. Bei Sosolya finden sie ein Zuhause, bekommen regelmässig etwas zu essen und die meisten besuchen jetzt eine Schule. In ihrer Freizeit werden sie in Tanz und Schauspiel ausgebildet. Inzwischen ist Sosolya so bekannt, dass unterschiedliche Gruppen des Centers auf Tournee gehen, quer durch Afrika und sogar nach Europa und China. Das Projekt lebt ausschliesslich von Spenden und eigentlich fehlt es ständig an allem.

Also, wer was übrig hat, und sei es ein 50,- Euro-Schein: Das Geld ist hier gut angelegt und ich nehme jede Spende gerne in Empfang!!

Bei unserer Ankunft wurden wir von gefühlt 50 Kindern mit Handschlag und/oder Umarmung herzlich und wie alte Bekannte begrüßt. In einem wilden Gewusel begleiteten sie uns auf den Hof, der gleichzeitig als Probenbühne dient. Auf dem kurzen Rundgang durch die wenigen Räume wurde uns noch mal deutlich, wie wenig diese Kinder haben, um „glücklich“ zu sein. Für mehr als 50 Kinder stehen 5 Schlafräume zur Verfügung, die Stockbetten – manche ohne Matratzen – fassen nicht alle Kinder, einige müssen auf dem Betonboden schlafen.

Es ist mir schwergefallen, diese Lebensumstände zu sehen und mir gleichzeitig bewusst zu machen, dass es diesen Kindern im Verhältnis zu vielen anderen auf diesem Kontinent gut geht. Ihre Fröhlichkeit und Freundlichkeit hat mich fast beschämt, weil mir nochmal so deutlich wurde, mit wieviel Selbstverständlichkeit wir unser Leben leben und trotzdem so oft so unzufrieden sind. Ich werde jetzt nicht in das alte Lied einstimmen, dass wir unser Leben nicht in vollen Zügen geniessen dürfen, ich wünsche mir nur für mich selbst, dass ich ein bisschen mehr Demut in meinen Alltag in Deutschland retten kann. Nicht mehr und nicht weniger!

Wir hatten das große Glück zuerst eine ausführliche Probe des aktuellen Theaterstücks miterleben zu dürfen und ich war wirklich beeindruckt mit wieviel Ernsthaftigkeit und Engagement diese Kinder agieren. Lange Texte, auswendig gelernt und auf englisch und das nicht aufgesagt, sondern mit Inbrunst vorgetragen. Dazu mitreißende Tanzchoreographien, die schon von den Kleinsten mit nahezu schlafwandlerischer Sicherheit ausgeführt werden.

Anschließend hat Meike mit uns einen Imbiss in der Nachbarschaft besucht, um Christoph ein „Rolex“ zu kaufen. Nicht etwa eine gefälschte Uhr, sondern einen warmen Maisfladen, gefüllt mit einer Art Tomaten-Rührei. Und es hat ihm – natürlich – bestens geschmeckt 🙂

Absoluter Höhepunkt unseres heutigen Besuchs bei Sosolya war eine Tanzperformance der Jugendlichen, die extra für uns aufgeführt wurde. En zwanzigminütiges farbenfrohes Feuerwerk, das uns alle sprachlos zurückließ. Und das nicht nur wegen der großartigen Tänzer und Tänzerinnen, sondern auch wegen der kraftvollen Musik, die auf Instrumenten gespielt wurde, von denen wir bis heute nie gehört hatten. Kein Photo kann die Energie transportieren, die wir heute erleben durften, trotzdem zum Abschluss ein paar Eindrücke:

Und zum Abschluss jeden Tages stellen sich alle im großen Kreis auf und singen vierstimmig. Mehr geht nicht!

Und wir sind jetzt schon verliebt in diese Menschen hier!

Uganda 2018 – auch NGO‘s brauchen mal Urlaub

So ein Brussels Airlines-Flug von Brüssel über Kigali (Ruanda) nach Entebbe (Uganda) ist kein gewöhnlicher Urlaubsflieger – das steht schon mal fest! Denn neben einigen wenigen Touristen und ein paar mehr afrikanischen Heimkehrern war diese Maschine randvoll mit Mitarbeitern nichtstaatlicher Organisationen auf der Rückkehr aus dem Weihnachtsurlaub. Ob vor der Toilette oder in den Reihen um uns herum, waren die Worte „Project“ und „Development“ die mit Abstand häufigsten Vokabeln. Seit den Schilderungen einer Freundin aus Ruanda habe ich zugegebenermaßen ein gespaltenes Verhältnis zu den vielen Europäern, Amerikanern und Australiern, die in Afrika für die ein oder andere gute Sache unterwegs sind. Nicht alle dieser NGO’s scheinen gut darauf zu achten, wie sie ihr Geld ausgeben und so mancher „Expat“ organisiert in Afrika vor allem sein eigenes angenehmes Leben.

Bevor mir jemand vorwirft, undifferenziert zu sein: Ja, ich weiss, es gibt auch viele Menschen, die in diesen Ländern einen tollen Job machen und großartige Hilfe zur Selbsthilfe leisten!!! (Von Einigen wird später auch noch ausführlich die Rede sein)

Gelandet in Entebbe, durften wir umfangreiche Einreiseformalitäten über uns ergehen lassen. Diese beginnen mit dem ersten Posten, bei dem die Impfpässe kontrolliert werden (Gelbfieberimpfung ist Pflicht!), dann steht man an der nächsten Schlange an, in der sich alle sammeln, die dachten, dass sie besonders schnell durch die Immigration kommen, weil sie sich um ein E-Visa gekümmert haben. Also, die Menschen, die Fragebogen vorab ausgefüllt (muss man im Flieger trotzdem nochmal machen) und Fotos hochgeladen haben (trotzdem wird man bei Einreise nochmal fotographiert), anschließend noch kurz eine digitale Unterschrift und schon wird ganz analog ein Visum ausgedruckt und in den Pass geklebt. Dass dauerte ein Momentchen, hat aber der Laune keinen Abbruch getan!!

Dafür war das Gepäck schon da und wir hätten uns beinahe auch noch in die nächste Schlange gestellt, bis wir begriffen haben, dass wir durchgehen dürfen, weil wir zu den wenigen gehörten, die nichts beim Zoll zu deklarieren hatten. Das hatten einige der anderen Touristen nicht begriffen und standen nochmal brav an um das Gepäck durchleuchten zu lassen :-)))

In Afrika ist also schon ein Einreise ein kleines Erlebnis!

Der Rest des Abends ist kurz erzählt. Ein freundlicher Fahrer brachte uns ins Hotel, nachdem ein kurzer Zwischenstopp an einem Restaurant an einer geschlossenen Küche scheiterte (und auf dem Parkplatz stand ein Minibus der UN :-)))) ). In der Karibu-Lodge angekommen, gab’s dafür kaltes ugandisches Bier, Erdnüsse und mitgebrachte belgische Waffeln! Ein grandioser Abschluss eines unkomplizierten Reisetages.

Uganda 2018 ruft!!!

Noch 27 Tage, dann geht es los nach Uganda! Und wenn es uns gelingen sollte, regelmäßig einen Internet-Zugang zu finden, dann werden wir auch über diese Reise berichten. Erste Station wird Kampala sein, anschließend geht es quer durchs Land von einem Nationalpark zum nächsten. Zum ersten Mal in unserem Leben unternehmen wir eine Safari. Wir, das sind Christoph, Lukas, Meike und ich.

Und warum Uganda und nicht Südafrika oder Namibia? Ganz einfach: unsere Jüngste, Meike, ist seit Sommer 2017 in Kampala und macht dort ein Freiwilliges soziales Jahr. Dass sie sich zu diesem Abenteuer entschieden hat, macht uns stolz und glücklich, deshalb wollten wir sie dort unbedingt besuchen.

Wer mehr über das Projekt erfahren möchte, für das sie dort arbeitet:

http://www.sosolya.com/index.html

Nach unserem dreitägigen Aufenthalt in Kampala geht es für 9 Tage in die Natur. Hier ein kurzer Überblick über unsere Reisestationen:

Tag 1: Ziwa Rhinocamp und Murchison Falls Nationalpark

Tag 2: Murchison Falls Nationalpark

Tag 3: Nördl. Savanne (Great Rift Valley), Albert Lake, Hoima, Fort Portal

Tag 4: Kibale Forest Nationalpark und Queen Elizabeth Nationalpark

Tag 5: Queen Elizabeth Nationalpark und Kazingakanal

Tag 6: Queen Elizabeth Nationalpark/ Südsektor und Bwindi Nationalpark/ Ruhija

Tag 7: Bwindi Nationalpark und Lake Bunyonyi

Tag 8: Lake Mburo Nationalpark

Tag 9: Lake Mburo Nationalpark und Rückreise nach Kampala

Alles weitere dann im Januar!

Frohe Weihnachten und guten Rutsch!

Vietnam 2017 – Mekong-Delta und allerlei Absonderlichkeiten

Schon unsere Anreise war relativ abenteuerlich (zumindest für Europäer, die lediglich eine unpünktliche Bundesbahn gewöhnt sind). Schon kurz vor unserer Fahrt zum Flughafen von Da Nang hat uns die Vietnam Airlines in einer Email informiert, dass wir mit einer Stunde Verspätung abfliegen würden. Bekanntlich hat es mich ja eh etwas Überwindung gekostet hier einen Inlandsflug anzutreten, mein Vertrauen in die lokale Fluggesellschaft ist doch eher begrenzt. Als wir dann nach anderthalb Stunden Verspätung, in der sich Christoph für mich auch noch die  Hand verbrüht hat (er wurde angerempelt, als er mir einen Ingwertee zubereiten wollte), endlich zum Flieger gefahren wurden, musste ich feststellen, dass wir nicht mit den Vietnamesen, sondern mit Cambodia Airways fliegen würden. Ein Umstand, der mich zusätzlich nervös machte, schliesslich ist das Nachbarland nochmal bedeutet ärmer, was mein Sicherheitsgefühl nicht gerade erhöht.

 Im Flieger begegnete uns dann aber sowohl Vietnam Airlines Design als auch vietnamesisches Personal, anscheinend haben die Kambodschaner den Flieger verkauft/verliehen etc. und noch war keine Zeit für einen neuen Anstrich. Wie auch immer, wir sind geflogen und angekommen und durften ausserdem einen Nachtisch probieren, der nach eigentlich nichts außer süß schmeckte, optisch aber ein bisschen ans „RTL-Dschungelcamp“ erinnerte (Wie gesagt, Christoph ißt fast alles😉)


Für die weitere Reise hatte uns Linh, die Tochter unseres Hotels in Can Tho ein Email mit genauen Anweisungen geschickt: Erst mit dem Taxi zum Busbahnhof in Saigon, dann an einem bestimmten Schalter Ticktes für den Bus einer bestimmten Linie kaufen (Den Bestelltext hat sie uns ausformuliert geschickt, wir mussten also nur das Handy über den Tresen halten), dann 3,5 Stunden Busfahrt, dann Fahrer fragen nach Shuttlebus (Text anbei) oder Taxi nehmen (Text mit Zieladresse ebenfalls anbei). Genauso haben wir es dann auch gemacht.

Aufregend war die Pinkelpause auf der Busfahrt, denn angehalten wurde an einer riesigen Halle, die anscheinend der Busgesellschaft gehört. Innendrin gabs nicht nur Toiletten sondern auch diverse Essensstände, Obstverkäufer und eine Art Supermarkt, vorallem mit Knabbereien, Süßem und Reispapierbergen. Wir – ganz europäisch – haben uns vor allem mal wieder gefragt, wie das wirtschaftlich funktioniert. Es geht irgendwie.

Und mal wieder sah es auch links und rechts der Strasse anders als, als wir es bisher kannten. Dieses Mekong-Delta ist unglaublich groß und verzweigt. Ständig fährt man über Brücken und Wasserstraßen, alles ist dicht und bis übers Wasser bebaut. Wie es hier aussieht, wenn mal wieder das Hochwasser gnadenlos einfällt, mag man sich nicht vorstellen. Allein der normale Tidenhub hat fast einen Meter. Sämtliche Cafés am Wegesrand – und von denen gibt es natürlich auch hier reichlich – sind ausgestattet mit langen Reihen von Hängematten unterm Palmendach. Linh konnte uns einen Tag später aufklären, was es damit auf sich hat. Weil es kaum Autos gibt und die Wege im Delta lang und mit dem Roller anstrengend sein können, legen die Einheimischen auf ihren Fahrten Kaffeepausen ein, bei denen sie dann gleich auch mal ein Nickerchen machen. So kann man auch leben.

Angekommen in Can Tho hat uns der Taxifahrer zu unserem Guesthouse gefahren, allerdings nicht bis zum Ende, denn die Mekong Logis liegt in einem Gewirr aus kleinen Straßen, in das die Taxifahrer nicht hineinfahren. Vorne an den großen Straßen stehen nur Schilder, die den jeweiligen Zugang benennen, wir zum Beispiel mussten den Eingang „Hem 142“ nehmen. Nach welchem Prinzip diese Zugänge nummeriert sind, habe ich nicht durchblicken können.

Am nächsten Morgen begann unser Tag bereits um viertel nach 5, denn für viertel vor sechs hatte Linh unsere Abfahrt auf unsere kleine Mekong-Tour terminiert. Begleitet wurden wir von einem jungen Paar aus Dresden, Franziska und Lars, die schon eine zeitlang in Kambodscha unterwegs waren und nun ihre Asienreise in Vietnam fortsetzten und so lange unterwegs sein wollen, wie das Geld reicht – beneidenswert!!

Für mich ist das Mekong-Delta schon jetzt DAS Therapieprogramm dieser Reise, denn nachdem ich mich überwunden hatte mit der hiesigen Airline zu fliegen, liess ich mich mit dieser Tour auch noch darauf ein, in Vietnam Roller zu fahren bzw. beizufahren. Die Dresdner, schon erfahren im hiesigen Verkehr, nahmen einen, Christoph den nächsten und ich nahm hinter Linh Platz. Und so gurkten wir durchs frühmorgendliche Can Tho und verließen die Stadt um irgendwo in ein kleines Mekong-Delta-Örtchen zu brausen. Entspannt war ich auf meinem Platz hinter Linh nicht eine Sekunde, aber ihre wirklich sehr souveränen Fahrkünste verhinderten meinen fest avisierten Herzinfarkt und ich fühlte mich – zumindest im Rahmen der Möglichkeiten- sicher.

Angekommen in einem Ort dessen Namen ich nicht weiss, wartete ein kleines Boot auf uns, das uns zu einem der vielen schwimmenden Märkte brachte. Linh hatte einen kleinen ausgesucht, in dem wir und ein zweites Boot (die Gästetour von Linhs Papa) die einzigen Touristen waren. auf anderen Märkten sollen inzwischen mehr Touristen als Händler unterwegs sein, sodass ich glaube, dass Linh uns hier einen wirklich authentischen Einblick bieten konnte.


Apropos „authentische Einblicke“: Man kann es auch übertreiben, anschliessend ging es nämlich auf den Festlandmarkt des Ortes und dort gab’s wirklich alles, inklusive riesiger Feldmäuse (ich glaube immer noch, dass das eine Art Ratten ist, ansonsten esse ich nie wieder Reis, denn dann macht der unendlich fett!!!), Schildkröten, Frösche und …… Schlangen. Damit war dann auch meine dritte und letzte Therapieeinheit dieses Tages erledigt, denn bekanntlich reagiere ich auf Schlangen (und Ratten) etwas hysterisch. Aus angemessener Entfernung habe ich aber sogar Fotos gemacht, wie Christoph mit dem Tier herumgespielt hat. Mehr therapeutischer Erfolg war nicht zu erwarten.


Zurück auf unserem Boot sind wir durch einige der kleinen Mekongarme gecruist und haben dort eine wirklich idyllische Landschaft vorgefunden, auch wenn dieses graubraune trübe Wasser nirgendwo wirklich einladend wirkt. Umweltverschmutzung ist im ganzen Delta ein Riesenproblem (ich kenne da zwei, die wollen die Welt und die Meere retten, vielleicht wären sie hier besser aufgehoben als auf den Seychellen 😉😁), dazu kommt der Schlick, der sich immer wieder unvorteilhaft verteilt. Trotzdem war es in diesen kleinen Kanälen, die immer wieder von abenteuerlichen Brückenkonstruktionen überspannt wurden, ganz bezaubernd schön. Ein Weilchen sind wir dann auch an Land herumgeschlendert. Die Menschen leben hier vorallem vom Obstanbau und vom Pfeffer, der hier angebaut und getrocknet wird. Wir haben eine große Tüte frischen grünen gekauft, was die Einheimischen etwas verwirrt hat.

Ananas
Pfeffer

Nach diesem Ausflug gings auf dem Roller zurück in die Stadt, diesmal nicht über die großen Straßen sondern auf winzigen Wegen quer durchs Delta, über unzählige kleine Brücken. Wenn mich hier jemand ausgesetzt hätte, ich hätte keine Chance gehabt, irgendwie den Ausgang zu finden! Aber, Linh hatte das bestens im Griff und so kamen wir wohlbehalten und gesund nach etwa 40 Minuten wieder an unserem Guesthouse an.


Aus einem kleinen Schläfchen wurde eine ausgedehnte Mittagspause, sodass wir erst in der Dämmerung loszogen um uns Can Tho anzugucken. Weil Sonntag und am Vorabend auch noch Vollmond war, war die gesamte Stadt auf den Beinen. Und mal wieder stellten wir fest, dass es die Vietnamesen bunt, knallbunt, mögen. Ich kann mir diese Stadt vor Erfindung der LED-Leuchten kaum vorstellen😊. 


Am obligatorischen Ho-Chi-Minh-Denkmal verwickelten uns erstmal zwei Jungs, 12 und 14 Jahre alt, in ein Gespräch. Sie wollten ihr englisch trainieren und uns vorführen was sie alles über Deutschland wussten. Also zählten sie die Nachbarländer auf, redeten über Fussball und ihre Berufswünsche. Das ganze dauerte sicher eine Viertelstunde, aber es war so süß, wie sich die Beiden bemühten und stolz waren auf jeden Satz, den sie über die Lippen brachten. 


Nach einem Spaziergang auf der Promenade entlang des Mekongs (oder eines seiner unzähligen Arme – wer blickt da schon durch) war es Zeit ein Restaurant zu finden. Und das taten wir auch. Ein Schlaraffenland für Christoph und eine Herausforderung für mich, denn auf dieser Karte gab es wirklich alles, was ich nie essen oder auch nur sehen wollte. 

Christoph aber träumt seit seiner Brasilienreise im letzten Jahrtausend davon, Schlange zu probieren und genau das tat er nun auch. Nun gut, ich hab den Anblck überlebt, als die Schlange, natürlich in einer Suppe, serviert wurde und er hat die Erkenntnis gewonnen, das Schlange keine kulinarische Offenbarung ist, die er jetzt regelmässig braucht. Also ein gelungener Abend.



Und am nächsten Morgen hieß es dann schon wieder Sachen packen und abfahren. Zurück nach Ho-Chi-Minh-City oder auch Saigon für die letzte kurze Station dieser wunderbaren Reise😢

Vietnam 2017 – Zurück an die Küste und in die Zivilisation mit ganz viel Geschichte 

Wir sind mit unserem Blog etwas im Verzug. Der Grund ist ganz einfach: nach der Höhle haben wir in Hoi An einfach mal diese Seele baumeln lassen, ausgeschlafen, sind viel durch die Stadt geschlendert und in Cafés herumgesessen und haben natürlich viel und sehr lecker gegessen. 

Und so entsteht dieser Beitrag bereits am Tag unserer Abreise aus Hoi An in der Flughafenlounge von Da Nang auf dem Weg nach Ho-Chi-Minh-City (für alle, die auf der Karte nachsehen wollen, wo wir gerade sind :-), für alle anderen: am größten Flughafen Zentralvietnams). Wir haben uns nämlich entschieden, nicht den Zug zu nehmen und 16 Stunden in der Bahn zu verschwenden. Stattdessen fliegen wir, um mehr Zeit im Mekong-Delta zur Verfügung zu haben. Damit ist mir zwar nicht ganz wohl, aber Augen zu und durch!!! Anm. Christoph: Man beachte die tiefgreifenden Veränderungen, die unsere sonst oft prinzipientreue Sandra durchläuft- Sie isst nicht ausschliesslich vegetarisch, sie wird auch auf einen Roller steigen (müssen), und sie fliegt mit einer vietnamesischen Linie… Einen buddhistischen Haustempel wollte sie auch schon, allerdings als Hausbar, und das Ende der Welt, wie wir sie kennen, ist dann gekommen, wenn sie mit Stäbchen isst. Inzwischen halte ich alles für möglich – Sayonara.

Ich bemühe mich trotzdem, chronologisch zu berichten. Für die Strecke von Phong Nha nach Hoi An haben wir uns den Luxus eines privaten Fahrers gegönnt. Wir wollten nicht so früh aufstehen und ausserdem die Freiheit haben, einen Zwischenstopp einzulegen, wenn wir das wollen. Und wir hatten die (leider irrige) Vorstellung, dass wir mit einem Fahrer schneller wären. Das allerdings war wohl eine Illusion, denn unser Fahrer war sehr sehr vorsichtig und dementsprechend langsam. Und so haben wir für eine Strecke von etwa 300 Kilometern 8 Stunden benötigt, mit nur einem längeren Besichtigungsstopp.

Den haben wir in Vinh Moc eingelegt, einer nationalen Gedenkstätte. In den 60er Jahren hatten dort die Bewohner angefangen ein Tunnelsystem über drei Ebenen anzulegen in dem sie dann während des Krieges auch lebten. 

Insgesamt sind diese extrem engen Tunnel etwa 40 km lang, es gab eine unterirdische Schule, eine Krankenstation und sogar einen Kreißsaal. Die Familien hatten eine Art Zimmer, aber eigentlich eher Nischen von gerade mal zwei Quadratmetern, in denen sie, mit teilweise drei Generationen, zurecht kommen mussten. 

Einer von mehreren Ausgängen auf der untersten Ebene des Tunnelsystems

Einen Teil des Tunnelsystems kann man heute noch besichtigen und es fasst einen schon an, wenn man sich vorstellt, unter welchen Bedingungen dort überlebt wurde. Schon unter normalen Bedingungen wären diese Gänge für uns Langnasen extrem eng und niedrig gewesen, ausgestattet mit ordentlich Muskelkater von der Höhlentour allerdings, war dieser Trip schon etwas Quälerei. Aber – es hat sich gelohnt!!!

Unser Hotel

Als wir in Hoi An ankamen, war es schon dunkel und wir mussten einen Moment mit uns hadern, ob wir nochmal aufbrechen, um uns ein Lokal zu suchen. Letztendlich haben wir uns aufgerafft und uns verzaubern lassen von dieser kleinen, lebendigen, alten Stadt.

Typisches Haus in Hoi An
Die japanische Brücke – das Wahrzeichen Hoi Ans
Zwei Tage lang sind wir durch die Strässchen gebummelt, haben Mitbringsel eingekauft, und so manche Stunde in irgendeinem Café gesessen. Christoph ist inzwischen absoluter Fan des vietnamesischen Kaffees. Der wird zwar zubereitet wie eine Art Filterkaffee, ist aber sehr stark und wird mit extrem gesüßter, dickflüssiger Kondensmilch getrunken. Mir ist er so zu süß, der gleiche Kaffee allerdings kalt mit Eiswürfeln, schwarz und süß, ist wirklich lecker. Anm.: So sind sie, die Vietnamesen: Sie lieben ihren Kaffee, und haben eine eigene Art der Röstung, und warm ist es auch, und schon… sind sie für bestimmte Bohnen unter den führenden Kaffee-Erzeugern der Welt. Zum Thema Arbeits-Ethos später mehr. 

Und natürlich hat Christoph auch mal wieder den Markt bis in den letzten Winkel erkundet. Mich hat er derweil in einem netten Café abgestellt. Ich weiss inzwischen, dass mir zuviel Markt, insbesondere die Fleisch- und Fischabteilung, nicht so gut bekommt 🙂

Anm. Christoph: Sie hat es getan – Sandra hat street food auf dem Markt gegessen… Die Rechten haben keine Ahnung: in hundert Jahren tragen wir keine Burkhas und Schnautzbärte, sondern Reisstroh-Hüte. Manches hier ist noch ungewohnt, aber wenn Sandra als Bollwerk traditioneller Nahrungsmittel-Behandlung gefallen ist, dann geht alles. 

Außerdem habe ich mir ein paar schlichte Kleider schneidern lassen. Der Vorgang an sich ist ein Erlebnis. Etwa 15 Minuten dauerte es, um Van, einer der Modeberaterinnen in diesem Taylormade-Geschäft, zu erklären, was ich möchte und die Stoffe auszusuchen (alle meine Kleider sind jetzt aus Kaschmir-Baumwollgemisch), dann hat sie gemessen was das Zeug hält und alles in ein großes Formular eingetragen, basta! Am nächsten Vormittag war Anprobe und Feinschliff, abends habe ich alle Kleider fertig abgeholt. Alles erledigt in gerade mal 24 Stunden!!! Unglaublich!!!      Anm.: sehr lustig: In der englischsprachigen Vietnam-Tageszeitung war ein Artikel über das, was Japan und Andere von Vietnam lernen können, z. B. Die work-life-Balance. Die Japaner, die hier leben, seien sehr angefressen: Die Kollegen würden nicht zu früh kommen, eine ausgiebige Mittagspause machen, und mit Überstunden hätten sie es auch nicht so. Ich habe sehr gelacht, denn dafür sind sie sehr erfolgreich!Die Abende haben wir in schönen Restaurants verbracht. Die Stadt liegt ja am Meer und durch den Altstadtkern zieht sich ein relativ breiter Fluss. Links und rechts davon gibt es zahllose kleine nette Lokale, in denen man draußen sitzt, gut ißt und die Atmosphäre einatmet.

Hoi An ist wirklich süß, sehr lieblich, hübsch und lebendig, aber eben auch sehr touristisch, denn hier machen die großen Kreuzfahrtschiffe und alle Reisegruppen Station. Wenn man das ausblenden kann, ist die Stadt aber absolut sehenswert und gehört zu einer Vietnamreise sicher dazu.

Was wirklich kitschig, aber trotzdem unglaublich schön ist, ist die abendliche Beleuchtung der Stadt, denn Hoi An ist die Stadt der Lampions. Überall hängen sie, beleuchten Ladenfronten, Kneipen und Gärten, an einigen Stellen hängen sie sogar in den Bäumen oder treiben im Fluss und das sieht wirklich zauberhaft aus!!! 

Und auch tagsüber sieht man sie überall und in allen Farben! Einfach schön!

Und zum Abschluss noch etwas aus der englischen vietnamesischen Zeitung: Forscher haben herausgefunden, dass Menschen, die Chili essen länger leben! Das bedeutet, dass Christoph uralt wird!

Anm.:  Hier wird für die Gäste auch reichlich Komisches feilgeboten: Pasta, Pizza, Burger. Allerdings übersetzen auch nur die teureren Läden ihre Gerichte, was schade ist: Die Rindfleischsuppe ist ohne exotische Beilagen und einfach nur lecker. Wer aber mit Pho Bo und vielen Akzenten nix anfangen kann, hält sich an Bolognese, vielleicht vom Wasserbüffel, man weiß es einfach nicht!

Und dass sich die Vietnamesen um die Gesundheit ihrer Nachbarn sorgen, beweist das letzte Foto. Ein Säckchen Chilli an einem Baugerüst! Gesundheit!!!

Anm. Christoph, zum Thema Gesundheit: Warum stirbt diese Gesellschaft nicht aus, obwohl sie den ganzen Tag lang bei jeder Gelegenheit jede Verkehrsregel missachtet und eine rote Ampel nicht einmal als milden Hinweis betrachtet? Genau! Ihnen fehlt die europäische Lust am Beharren. Wir wollen auch Recht behalten, wenn wir eher schlecht als recht Auto fahren, den Leuten hier ist es wichtiger, nicht zu sterben, und niemanden umzubringen, und ankommen wollen sie auch noch. Deshalb, nur deshalb, gibt es kein Blutbad, wenn ohne jede Regel rumgemurkst wird, deshalb die ständige Huperei: Bei uns würde der Angehupte sich kritisiert fühlen, und wäre sauer, und würde auf Vergeltung sinnen. Hier ist das Hupen ein Zeichen, dass man da ist und möchte, dass dies bedacht wird.