Neuseeland 2019 – Nach Singapur kommt Christchurch – ein Kontrastprogramm der besonderen Art

Auch den zweiten Teil unserer Anreise haben wir gut überstanden. Zu behaupten, die 10 Stunden wären wie im Flug vergangen, stimmt zwar objektiv, trotzdem sind wir beide froh, dass wir nun erstmal ein paar Wochen in kein Flugzeug steigen müssen.

Ankunft in Christchurch ist am späten Vormittag und der längste Teil der Einreiseprozedur ist der Abschnitt „Biosecurity“. Erst wird man befragt, ob man irgendetwas Lebendiges/Essbares oder ähnliches dabei hat, dann werden die Schuhe streng kontrolliert, Christoph muss seine Wanderschuhe auspacken, dann steht man in der nächsten Schlange (um die Schuhe vorzuführen und wieder Fragen zu beantworten), dann geht das ganze Gepäck nochmal durch die Durchleuchtung und erst, wenn das geschulte Auge der Biosecurity-Polizisten dort nichts Verdächtiges entdeckt, ist man angekommen. Aber wenn es hilft das Einschleppen von was auch immer zu verhindern, soll es mir recht sein.

Unser Hotel liegt direkt hinterm botanischen Garten am Rande der Innenstadt, nennt sich „Chateau on the Park“, erinnert aber eher an kanadische Landhausbauten, flache Holzbauten, umgeben von einem hübsch angelegten Blumenpark.

Nach einem kurzen Nickerchen machen wir uns – natürlich zu Fuß – auf in die Stadt. Schon auf der ersten Grünfläche hören wir laute Musik, am anderen Ende des großen öffentlichen Parks findet ein Musikfestival statt und es wirkt so, als sei ganz Christchurch angereist von jung bis deutlich reifer, von schick bis abgerockt. Aus der Mischung der Konzertgäste lässt sich nicht erschliessen, was uns hier musikalisch erwartet. Erst Google klärt uns auf, es spielen ein paar neuseeländische Bands, unterstützt von Musikern aus Australien und Europa. Der DJ kommt aus London und morgen spielt auf der gleichen Bühne unter anderem TOTO (ich wusste nicht mal, dass es die noch gibt!!!)

Gleich hinter dem Festivalgelände beginnt die Innenstadt mit den großen historischen Anlagen des alten College, das heute nicht mehr oder, besser gesagt, noch nicht wieder, vollständig steht.

Christchurch wurde im Februar 2011 von einem starken Erdbeben erschüttert. Diese Naturkatastrophe hat nicht nur 185 Menschen das Leben gekostet und ca. 5900 verletzt, es hat auch diese Stadt stark verwundet, die vorher die zweitgrößte Neuseelands war.

Hier durch die Straßen zu laufen nach zwei Tagen Glas-undStahl-Glitzer in Singapur, ist in vielerlei Hinsicht surreal.

Man kann heute noch erahnen, wie hübsch Christchurch gewesen sein kann, doch davon ist vieles zerstört. Nagelneue moderne Gebäude wechseln sich ab mit Baubrachen. Plätze, umgeben von Bauzäunen und voller Schutt, daneben hübsch restaurierte Häuser und wieder nebenan mit Stahlgerüsten abgefangene Fassaden, um den Einsturz zu verhindern.

Ich war noch nie in einer Stadt wenige Jahre nach einem schweren Erdbeben. Diese wirkt wie eine klaffende, aber langsam heilende Wunde. Christchurch hat sich nicht aufgegeben, sondern ist – trotz allem – sehr lebendig.

Das alte College ist bereits zu Teilen restauriert, die anderen müssen warten, bis genug Geld zum Wiederaufbau gesammelt werden konnte. Gleiches gilt für die alte Kathedrale. Auch sie wartet noch auf ihre Sanierung.

Andere, vor allem wenig schützenswerte große Bürogebäude stehen einfach nur leer da, ob sie saniert oder abgerissen werden, erschließt sich uns nicht.

Und trotz all dieser Schäden, die man garnicht verbergen kann (bis 2016 konnten alleine 12000 Wohnhäuser nur noch abgerissen werden), ein Teil der Stadt wurde sogar aufgegeben, haben wir hier nicht Gefühl nur Depression zu spüren.

Das Musikfestival ist an diesem Wochenende nicht das einzige Kulturereignis der Stadt, parallel findet ein Gaukler- und Strassenkünstlerfestival statt. Auf Plätzen und in den Höfen des alten College wird jongliert, performt und gesungen, in einem Spiegelzelt treten Musiker auf und viele Bauzäune sind bunt verziert. Diese Stadt, so hat man das Gefühl, stellt sich der Katastrophe entgegen.

Christchurch ist nicht hübsch, aber hat es verdient, dass man es besucht!!

Und heute machen wir uns auf den Weg Richtung Mount Cook!

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