
Wenn man nach Dunedin kommt, bestätigt sich das alte Vorurteil über die Schotten nicht. Mitte des 19.Jahrhunderts gründeten sie die Stadt, die ein Abbild Edinburghs werden sollte (Dunedin = Gälisch für Edinburgh). Kurz darauf brach der Goldrausch aus und aus der schottischen Siedlung wurde die für lange Zeit größte Stadt Neuseelands.



Auch heute noch wirkt Dunedin größer als Christchurch zum Beispiel, die Innenstadt wird überragt von gleich mehreren neugotischen Kirchen. Neoklassizistische Gebäude prägen das Stadtbild. Dies war eindeutig eine reiche Stadt, die das auch zeigen wollte.
Ganz besonders schön ist der alte Bahnhof, von dem noch immer Mehr- und Ein-Tages-Touren in historischen Zügen abgehen. Hier schein wirklich die Zeit stehengeblieben zu sein.





Nach einem Bummel durch die Stadt machen wir uns auf zu unserem nächsten Ziel. Wir wollen auf die Otago Peninsula. Die Halbinsel ist Dunedin vorgelagert und auf ihr gibt es gleich mehrere Pinguin-, und eine Albatross-Kolonie.
Schon die Fahrt ist ein reines Vergnügen. Die Küstenstraße erinnert an ähnliche Straßen in Italien oder an der Côte D’Àzur, vielfach gewunden, natürlich ohne Leitplanken und mit einem wunderschönen Blick auf die Küste und die gegenüberliegende Landzunge.



Unser Quartier für diese Nacht ist ein kleiner privater Campingplatz in Portobello. Der Fischerort besteht aus zwei Straßen, einem Geschäft, einer Tankstelle und zwei Kneipen, es sieht also genau so aus, wie man sich ein Örtchen hier vorstellt.
Der Campingplatzbetreiber rät uns gleich zu den Tieren aufzubrechen. Erst sollten wir uns einen Platz für die Albatross und Blue Penguins- Touren sichern, dann die Gelbaugen-Pinguine besuchen. Und genau so machen wir es auch.
Um die Tiere in ihrem Lebensraum zu schützen, darf man nicht auf eigene Faust unterwegs sein, sondern muss sich einer Führung anschließen. Um 19 Uhr können wir zu den Albatrossen, um 21:30 bekommen wir sogar noch einen Platz für die Blue Penguins-Tour.
Und so haben wir Zeit vorher zu den Gelbaugen-Pinguinen zu fahren. Das Schutzgebiet geht auf die Privatinitiative eines Landbesitzers zurück. Er gründete den „Penguin-Place“ und hob auf seinem Land diverse überdachte und dadurch getarnte Gräben aus, die es den Besuchern ermöglicht, mit etwas Glück, diese seltenste Pinguinart Neuseelands zu beobachten.

Bevor es ins Gelände geht, gibt es einen kleinen Vortrag, der vor allem eine Kernaussage hat: Die Pinguinbestände sind stark bedroht, die Gelbaugenpinguine stehen bereits auf der roten Liste. Die Gründe sind vielfältig und am Ende doch fast alle auf ein Thema zusammenzuführen: Klimawandel.
Weil es wegen der Erwärmung weniger Futter gibt, sind die Tiere gezwungen mit weniger auszukommen, werden deshalb anfälliger für Seuchen. Diese gibt es mehr, weil es wärmer wird, und so weiter und so weiter.
So schön diese Reise ist, sie zeigt uns jeden Tag eine neue Wunde, die wir Menschen in diese Welt reißen. Wir natürlich auch, wenn wir mit dem Diesel-Camper über die Insel rauschen, das will ich nicht leugnen. Ich hoffe, dass es mir gelingt, meinen Fußabdruck auf dieser Erde trotzdem klein zu halten.



Anschließend besuchen wir als erstes das Pinguin-Hospital, hier werden sowohl verletzte Tiere versorgt und gepflegt, als auch Waiseneier ausgebrütet und Waisenkinder großgezogen.



Mit einem klapprigen alten Bus geht es dann über die ausgedehnten Ländereien der Schutzstation in die Nähe eines großen Strandes. Dort ist der Einstieg in das Tunnelsystem, das uns näher an den Strand bringen soll ohne die Tiere in ihrem Habitat zu stören. Eine quirlige junge Frau ist unser Guide, und obwohl wir an allen Aussichtspunkten keinen Pinguin zu Gesicht bekommen, strahlt sie so viel Fröhlichkeit und Begeisterung aus, dass sich die Enttäuschung in Grenzen hält.
Zuletzt führt sie uns einen Weg den Hügel hinauf, der den Strand begrenzt. Dort oben sind mehrere Nistkästen für die kleinen Blauen Pinguine installiert und wenigstens einen von denen sollen wir zu Gesicht bekommen. Und während ich noch darüber staune, dass diese kleinen Vögel mit ihren kurzen Beinchen so weit hoch watscheln sollen, entdecken wir mitten auf der Wiese einen sehr entspannten Seelöwen. Auch der hat sich zum Sonnen hier hoch geschleppt! Nie hätte ich gedacht, dass Seelöwen so gut „klettern“ können!



Er schaut nur einmal kurz auf und hebt die Flosse, als unsere kleine Gruppe sein Nachmittagsschläfchen stört, ansonsten lässt er sich von den Menschen nicht aus der Ruhe bringen.
In einem der Nistkästen sitzt ein Pinguinküken, das nach Aussage unserer Führerin eigentlich in diesen Tagen das Nest verlassen sollte. es sei schon recht groß, mache aber keinerlei Anstalten sich endlich mal ums eigene Futter zu kümmern. Welche Eltern kennen das nicht :-))))?

Und als wir uns gerade auf den Rückweg machen wollen, entdecken wir dann doch noch unten am Strand einen Gelbaugenpinguin. Nach „vollbrachtem Tagwerk“ watschelt er gemütlich über den Strand nach hause in die schützenden Dünen. Er ist ziemlich weit weg und trotzdem sind wir natürlich glücklich einen dieser seltenen Vögel zu Gesicht bekommen zu haben. Wenige Minuten später folgt sogar noch ein zweiter. Also auch hier gilt wohl: je später, desto größer die Chancen die Tiere zu sehen.
Teil eins unseres Tierbeobachtung-Programms ist abgeschlossen, es folgt der Zweite, also zurück zu den Königs-Albatrossen am Taiaroa Head, dem äußersten Kap der Otago Peninsula.

Erst 1914 landeten die ersten Königs-Albatrosse auf den Wiesen auf dem Felsenkliff, 1920 fand man das erste Ei. Die großen Vögel verbringen die ersten fünf Lebensjahre, nachdem sie das Nest verlassen haben, ausschliesslich in der Luft, erst dann suchen sie sich einen Partner und beginnen zu brüten. Lustig ist, dass sie im ersten Jahr mit Partner lediglich „testbrüten“, sie bauen also ein Nest und machen alles so, wie richtige Eltern, nur ohne Ei. In manchen Dingen sind also Albatrosse klüger als Menschen. 🙂

Ihre Spannweite ist 3 Meter lang und wenn man sie in der Luft beobachtet, hat man das Gefühl, sie benötigen keinen einzigen Flügelschlag, sondern gleiten lediglich durch die Luft.


Wir sind zur besten Zeit da, denn zwischen Januar und März schlüpfen die Küken, sodass wir sicher sein können auch welche zu sehen. Schon am Besucherzentrum umkreisen sie in der Höhe das Kliff.
Nach einer knappen Einführung durch unseren Guide folgt der kurze Aufstieg auf den Berg, wo wir in ein Häuschen gelassen werden, das zum Hang hin vollverglast ist und uns so einen großartigen Blick aus nächster Nähe auf die fliegenden, aber auch die brütenden Vögel ermöglicht.
Leider sehen wir keinen landen, damit haben diese Vögel, wie wir alle spätestens seit „Bernhard und Bianca“ wissen, ein echtes Problem. Übrigens überschlagen sich die Vögel manchmal so schlimm, dass sie sich die Flügel brechen, echte Kamikaze-Piloten also. Und auch hier weisst uns der Guide darauf hin, dass die Bestände zurückgehen. Den Grund brauche ich wohl niemandem mehr zu sagen – Global Warming.
Der Abend endet trotzdem mit einer optimistischen Nachricht. Denn die Zahl der Blue Penguins, der kleinsten Pinguin-Art der Welt ist nicht gesunken, sondern in den letzten Jahren sogar gestiegen, hier zeigen die umfangreichen Schutzmaßnahmen also schon Wirkung. Eine lange Treppe führt vom Besucherzentrum am Taiaroa Head hinunter auf eine Plattform, die direkt oberhalb eines kleinen Strandes liegt. Die Sonne ist schon untergegangen, noch ist aber Dämmerung und der Strand ist voller kreischender Möwen. An der Seite auf den Felsen räkelt sich gelangweilt ein Seelöwe. In gespannter Erwartung stehen wir hier herum und schauen aufs Meer. Unter der Plattform sind Lichter angebracht, die den Strand sanft erleuchten. Das letzte Tageslicht ist verschwunden, es ist Nacht geworden.


Und dann kommen die Ersten. Erst sind es einzelne Pinguine, die mit der Welle an Land gespült werden, sich aufrappeln und loswatscheln. Doch die blauen Pinguine sind immer in Gruppen unterwegs und so sieht man schon bald auf dem glitzernden Meer dunkle Flecken, die aussehen, wie ein Fischschwarm. Aber es sind Gruppen von kleinen Pinguinen, die gemeinsam an Land gespült werden und dann im Tross Richtung Dünen marschieren.
Wer bis jetzt nicht in Pinguine verliebt war, muss es nach diesem Anblick sein. Diese Viecher sind einfach unglaublich süß. Es ist schon immer wieder irre zu sehen, was sich die Natur so alles hat einfallen lassen.
Noch ein bißchen glücklicher als an den vorangegangenen Abenden fallen wir heute spät ins Bett. Manchmal frage ich mich, ob mein Kopf groß genug ist um alle Eindrücke sicher in der Erinnerung zu behalten.
Liebe Sandra,
Du schreibst so sehr schön über Eure Erlebnisse, Deine Eindrücke und auch Empfindungen,
das macht unendlichen Spaß, Dir (Euch) da zu folgen. Weiter so.
Beste Grüße Micky + Peter
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